Bericht über das Forum Wissenschaft und KBT 2024 

Als neue Fachtagung fand in Kooperation mit der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik der Universität Heidelberg am 2. und 3. Februar 2024 das „Forum Wissenschaft und KBT“ statt.

Herr Prof. Nickendei hieß die Teilnehmer*innen willkommen und wies auf die Säge hin in Anspielung auf Thure von Uexküll, als Sinnbild für die ‚integrierte Medizin‘. Den bis zu den hinteren Reihen gefüllten Tagungsraum wertete er erfreut als Hinweis auf das Interesse an der Thematik. 

Danach begrüßte Frau Ute Backmann für das Organisationsteam die Zuhörer*innen und stellte das Programm der Tagung vor. Sie bedankte sich bei der Universität für die Gastfreundschaft und die Möglichkeit, die Räumlichkeiten zu nutzen.

Die Vorträge zum Thema „Neue Entwicklungen in der Diagnostik“ wurden von Frau Prof Dr. Constanze Hausteiner-Wiehle eröffnet. Sie stellte die ICD-11 mit dem Titel „Alte Gräben - neue Brücken“ fundiert und anregend dar, so dass der Gewinn der neuen Sicht auf funktionelle Störungen in der ICD-11 gerade auch als Grundlage der klinischen Arbeit der KBT-Therapeut*innen deutlich wurde.

Ihr folgte Herr Dipl. Psych. Michael Stasch mit seinem verständlich aufbereiteten  OPD-3-Update, in dem er die Unterschiede zu den Vorgängerversionen aufzeigte und insbesondere auf Änderungen in der Konflikt- und Beziehungsachse einging. Damit bereitete er den Boden für zwei Workshops, geleitet von Frau Dr. Maria Stippler-Korp und Frau Susanne Wagner. Hier wurden spezifische OPD-Themen vertieft und rege diskutiert. 

Parallel dazu leitete Frau Heidi Klett einen KBT-Schnupperkurs mit viel positiver Resonanz der Teilnehmerinnen, die die KBT hier näher kennenlernten.

In den Pausen – gut versorgt durch das Catering von Clara Scheepers-Assmus und tatkräftig unterstützt vom Heidelberger KBT-Arbeitskreis – gingen Austausch und Diskussion angeregt weiter und die im DAKBT erwünschte und notwendige Vernetzung wurde befördert.

Im anschließenden Plenum kam es zu einem Austausch über die Eindrücke und Erkenntnisse der Teilnehmer*innen aus den Workshops, bevor Frau Dr. Karin Schreiber-Willnow die Laudatio für Frau Dr. Maria Stippler-Korp hielt anlässlich der Verleihung des Elsa-Gindler-Gedächtnispreises durch den DAKBT, die schon bei der Mitgliederversammlung im Oktober verkündet worden war. 

Der Abend wurde im Bräustadl beim Abendessen angeregt abgeschlossen.

Der Samstag brachte zum Thema ‚Konflikt‘ der OPD eine Vertiefung durch Herrn Stasch, dessen schier unerschöpfliches Reservoir an Fallbeispielen aus seiner Praxis die schwierige Thematik für alle verständlich werden ließ. Im Anschluss berichtete Frau Dr. Stippler-Korp einen Fallverlauf aus ihrer Praxis und stellte die OPD-Einordnung dar, bevor in guter Tradition Herr Dr. Klaus-Peter Seidler als Forscher zu Wort kam und den Therapiebeurteilungsfragebogen für KBT im Gruppentherapiesetting (TBF-KBT-G) als Ergebnis langjähriger Entwicklungsarbeit vorstellte, der jetzt genutzt werden kann und soll als Instrument für die KBT-Forschung und KBT-Praxis. Die Darstellung des an sich trockenen Themas als Menüabfolge traf den Geschmack der Teilnehmer*innen und machte Lust aufs Ausprobieren.

Mit einer positiven Bilanz des ersten Forums und dem Wunsch der Teilnehmer*innen nach weiteren derartigen Veranstaltungen ging das Forum am Samstag um die Mittagszeit zu Ende und wir vom Vorbereitungsteam freuten uns über die gelungene Veranstaltung. Wir danken für die Unterstützung  und gute Vorbereitung seitens der Geschäftsstelle – Frau Uschi Schönberger und Frau Birgit Rosa – und den Tagungsteilnehmer*innen für das tatkräftige Anpacken beim Aufbau und beim Aufräumen.

Für das Orgateam
Regina Schrack-Frank

 12. bis 15. Oktober 2023       
Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesbaden

 

„Mein Körper — das bin doch ICH!"
Essstörungen und Körpermodifikationen

Schon fast in alter Tradition fand die diesjährige Jahrestagung des DAKBT im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden statt. Immer im Herbst treffen sich dort die KBTler um Neues zu erfahren und Altes aufzufrischen. Ein ganz besonderer Aspekt der Tagung ist das Wiedersehen von Kolleginnen und Kollegen, die sich langjährig begleiten und deren Kontakt schon längst zu einer (kollegialen) Freundschaft geworden ist. Aber auch neue Begegnungen und ein gegenseitiger Austausch sind wichtig und wohltuend. Die Jahrestagung ist eine gute Möglichkeit, die eigene Identität als KBT-Therapeutin oder –Therapeut zu stabilisieren oder zu finden. 

Vorbereitungsgruppe 2023v.l.n.r. Swantje Grützmacher, Barbara Bayerl, Ute Backmann

Die Vorbereitungsgruppe wurde von den Kolleginnen Ute Backmann, Barbara Bayerl und Swantje Grützmacher gebildet. Diese drei Frauen haben ganze Arbeit geleistet und eine wunderbare, ereignisreiche Tagung auf die Beine gestellt. In Verbindung mit dem Tagungshaus und der unverzichtbaren, wertvollen Hilfe unserer Damen aus dem Sekretariat, Uschi Schönberger und Birgit Rosa konnten wir eine ereignisreiche und gut organisierte Tagung erleben.

Die Eröffnung der Tagung durch Dr. Rudolf Kost, ließ nicht außen vor, was uns alle ohnehin berührte, nämlich, dass in der Welt erheblich gezündelt wird, während wir hier in der Tagung sitzen. 

Neben den Fachvorträgen und den Workshops waren vereinsbezogene Veranstaltungen im Programm untergebracht. Diese dienten der Information der Mitglieder für eventuell anstehende Veränderungen in der Vereinsstruktur, um den DAKBT zukunftsfähig und attraktiver zu machen. Die Themen waren: „Hat der DAKBT eine Perspektive?“ und „Benötigt der DAKBT ein Institut?" Die Veranstaltungen waren gut besucht und dienten nicht zuletzt zur Vorbereitung der Mitgliederversammlung. 

Hirsch 2023Mathias Hirsch

Den Eröffnungsvortrag hielt Dr. Mathias Hirsch. „Mein Körper gehört mir, und ich kann mit ihm machen, was ich will“ lautet der Titel. Eloquent und kenntnisreich ließ uns der Referent an seiner reichen psychoanalytischen Erfahrung teilhaben.

Herpertz Dahlmann 2023Beate Herpertz-Dahlmann

In dem lebendigen Vortrag am Freitag wurde uns von Frau Professor Dr. Herpertz-Dahlmann die alternative Behandlungsmethode der Anorexia nervosa an der Universitätsklinik Aachen vorgestellt. Dabei werden Patientinnen nach einer stationärenTherapie zu Hause weiterbehandelt und ihre Familien von einem multiprofessionellen Team der Klinik betreut.

Dalhoff 2023Anke Dalhoff

Unsere KBT-Kollegin Anke Dahlhoff konnte uns in ihrem ebenfalls sehr gut aufgebauten und informativem Vortrag aufzeigen, wie das in der Universitätsklinik Münster angewandte Konzept zur Behandlung der Anorexia nervosa - das auch wissenschaftlich begleitet wird - aussieht und welche Ergebnisse sich daraus bereits ableiten lassen. Ihr Vortrag wurde in dem Workshop „Aufbruch bei kindlicher Psyche“ vertieft.

Stirn 2023Aglaja Stirn

Im Vortrag von Prof. Dr. Aglaja Stirn, ging es um das Thema „Körpermodifikationen rund um die Welt — Der Körper im Dienst der Psyche“. Neben einem ethnologischen, historischen und soziologischen Abriss zur Bedeutung von Körpermodifikationen, spannte sie den Bogen zwischen konformen Körpermodifikationen und verobjektivierter Körperentfremdung. 

Projektarbeit 2023
Die Mitgliederversammlung des DAKBT ist, auch auf Grund der Informationsveranstaltungen vom Vortag, reibungslos und in gutem Tempo vonstatten gegangen. 

Schreiber Willnow 2023v.l.n.r Karin Schreiber-Willnow, Waltraut Betker

Karin Schreiber-Willnow wurde anlässlich ihres Ausscheidens aus der Forschungsgruppe ausgiebig für ihre große Leistung dankbar gewürdigt. Es ist eigentlich nicht in Worte zu fassen, was sie mit der Forschungsgruppe in all den Jahren geleistet hat. Was wären wir ohne diese Gruppe, in der sie von Anfang an, unermüdlich tätig war? Ausgedrückt durch stehende Ovationen erfüllte „Danke Karin“ den Raum. 

Stippler Korp 2023v.l.n.r. Maria Stippler Korp, Waltraut Betker, Rudolf Kost

Eine Überraschung war die Verleihung des Elsa-Gindler-Gedächtnis Preises an Maria Stippler-Korp, die seit vielen Jahren in bewundernswerter Ausdauer und Verlässlichkeit dafür sorgt, dass jedes Jahr unsere Fachzeitschrift in wissenschaftlicher Qualität erscheint. Eine ausführliche Würdigung ihrer Person ist in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift des DAKBT und ÖAKBT zu lesen. 

Außerdem hat die Mitgliederversammlung fristgemäß einen neuen Vorstand gewählt, er setzt sich zusammen aus Andrea Balcerzak, Susanne Wagner und Frank Kasper.

Vorstand 2023v.l.n.r. Susanne Wagner, Frank Kasper, Andrea Balcerzak

Der vorherige Vorstand – Waltraut Betker, Frank Kasper und Dr. Rudolf Kost - wurde mit Dank und Ovationen verabschiedet! 

Natürlich folgte auf diesen anstrengenden Nachmittag der Festabend, mit einer humorvollen Einlage von Marie-Louise Redel, bevor viele Kolleginnen und Kollegen wieder ausgiebig das Tanzbein schwingen konnten 

Elvira Braun, Ute Backmann

Maria Stippler-Korp und Silvia Schüller Galambos sind Herausgeberinnen eines neuen in der Reihe "Psychotherapie" im Kohlhammer-Verlag erschienenen Fachbuches zur Konzentrativen Bewegungstherapie. Aus dem Klappentext: "Der Herausgeberband verbindet Theorie und Praxis. Zum einen werden theoretische Grundlagen sowie wissnschaftliche Erkenntnisse beschrieben. Zum anderen werden im Buch anhand vielfältiger Fallbeispiele Wirkungsweise, praktisches Vorgehen und neue Einsatzmöglichkeiten der KBT vorgestellt."

 

Maria Stippler-Korp, Silvia Schüller Galambos (Hrsg.) (2023)
Konzentrative Bewegungstherapie - Psychotherapie mit Leib und Seele
Stuttgart, Kohlhammer

Für DAKBT-Mitglieder gibt es jetzt im internen Bereich der Homepage das KBT-Archiv.

In einer aktuell veröffentlichten Studie der Forschungsgruppe des DAKBT wurde ein neuer Fragebogen (VEV-KBT) für die direkte Veränderungsmessung bei KBT-Behandlungen entwickelt. Dieser ist auf die körperbezogenen Zielbereiche der KBT ausgerichtet. Zusammen mit anderen Fragebogen, die Veränderungen der allgemeinen Stimmung und des Beschwerdeerlebens erfassen, wurde u.a. überprüft, welche Veränderungen von Patient*innen in ambulanter KBT-Behandlung nach dreimonatiger sowie nach mindestens einjähriger Therapie angegeben werden.

Es zeigte sich, dass ambulante Patient*innen bereits nach drei Monaten KBT eine signifikante Verbesserung hinsichtlich der KBT-bezogenen Zielbereiche als auch ihres Beschwerdeerlebens und ihrer allgemeinen Stimmung verzeichnen. Patient*innen mit mindestens einjähriger KBT-Behandlung weisen im Vergleich ein signifikant noch ausgeprägteres Veränderungserleben auf.

Auch wenn es keine Hinweise darauf gab, dass die Differenzierung von KBT-bezogenen Zielbereichen in der direkten Veränderungsmessung eine besondere Relevanz hat, stellt der VEV-KBT ein ökonomisches Instrument zur direkten Veränderungsmessung bei KBT-Behandlungen dar und ist auch für die Abschätzung des Therapieerfolgs bei Einzelfällen geeignet.

Klaus-Peter Seidler

Quelle: Klaus-Peter Seidler, Anke Hamacher-Erbguth, Alexandra Epner, Swantje Grützmacher und Karin Schreiber-Willnow (2023): Veränderungserleben von Paienten in der Konzentrativen Bewegungstherapie. Die Psychotherapie. Published online 02.05.23. https://doi.org/10.1007/s00278-023-00658-6

Unter dem Titel "Mein Körper - das bin doch ICH?!" findet die diesjährige Jahrestagung des DAKBT und EAKBT vom 12.-15. Oktober im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden statt.

Das gesamte Programm der Tagung finden Sie hier.