Unter dem Titel "Mein Körper - das bin doch ICH?!" findet die diesjährige Jahrestagung des DAKBT und EAKBT vom 12.-15. Oktober im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden statt.

Das gesamte Programm der Tagung finden Sie hier.

 

Brigitte Urban

geboren 21. März 1930 in Vorpommern - gestorben 16. Februar 2023 in Bonn

Geprägt durch traumatische Kriegserfahrungen in ihrer Jugend, mit Vertreibung und Flucht aus Vorpommern, hat Brigitte Urban als Erwachsene in Bonn-Röttgen eine neue Heimat gefunden. Hier hat Sie mit ihrer Familie (dem früh verstorben Ehemann + 2 Söhnen) gelebt und viele Jahre als KBT- Therapeutin und Supervisorin bis in ihre 80er Jahre gearbeitet. Für sie war es ein großes Glück dass sie bis zu ihrem Tod mit 93 Jahren, noch selbständig in ihrem Haus leben konnte.

Vom Grundberuf her war Brigitte DRK Krankenschwester, später kamen KBT- und TZI-Weiter- bildungen hinzu. Zusammen mit ihrem Ehemann, Arzt und Psychoanalytiker, entwickelte sie ein sehr wirksames Model der Paar-Gruppentherapie: 1,5 Std. analytische Gesprächsgruppe plus 1,5 Std., in denen die vorher angesprochenen Konfliktthemen in Bewegungsangeboten umgesetzt wurden.

Über die Lindauer Psychotherapietage kam die KBT bei einem Seminar von Helmut Stolze in ihr Leben. Sie begegnete u.a. Miriam Goldberg, Christine Gräff und Renate Schwarze, die sie motivierte, sich dem KBT-Arbeitskreis anzuschließen. Mitte der 70ger-Jahre Eintritt in den DAKBT-Verein. Die eigene KBT- Weiterbildung machte sie bei Elga Dilthey in Düsseldorf, wo sie u.a. auch Rose Brand kennen lernte, mit der sie viele Jahre zusammenarbeitete. Beide waren als Ausbilderinnen prägend für viele KBT- ler*innen „im Norden“, sodass u.a. ein aktiver KBT-Arbeitskreis-Rheinland in NRW entstehen konnte, dem sie bis an ihr Lebensende verbunden war.

Von 1978 bis 1990 war sie als KBT-Therapeutin in der psychiatrischen Tagesklinik Siegburg tägig. Theoretisch setzte sie sich in der Zeit insbesondere mit Ausdruckformen und Bedeutung von Abwehrmechanismen auseinander. Die Arbeit mit Borderline-Patienten machte sie 1986 zum Thema ihrer Theoriearbeit zur Lehrbeauftragen: KBT-Arbeit und deren methodische Aspekte bei der Behandlung von Borderline-Patienten auf dem Hintergrund des Theoriemodells von Christa Rohde- Dachser. Erschienen in Zeitschrift für Konzentrative Bewegungstherapie, Nr. 16 (1988) s. Homepage. Auf den Aachener Psychotherapietagen bot sie viele Jahre lang KBT-Einführungsseminare für Ärzte und Psychologen an, um KBT-Wirkfaktoren und den Bekanntheitsgrad der Methode zu verbreiten.

Schwerpunkt ihrer Lehrtätigkeit wurde die KBT-Supervision. Sie arbeitete nach einem klar strukturierten, 3-stufigen Supervisions-Konzept: Nach jeder Fallvorstellung wurden folgende Fragen an die Gruppenteilnehmer*innen gestellt: 1. Was hab ich gehört? Und was hab ich gesehen? 2. Was hab ich wo im Körper gespürt? 3. Welche Phantasien und inneren Bilder sind beim Zuhören entstanden? Die Rückmeldungen zu den einzelnen Fragen ermöglichten, über die verschiedenen Ebenen ein differenziertes und gleichzeitig mehrschichtigeres Bild der Patienten mit ihren jeweiligen Konfliktmustern zu gewinnen. Anschließend ging es darum, den Menschen und den Konflikt in einem Bewegungsangebot weiter zu erkunden, was half, ihn mehr zu verstehen, Ressourcen zu entdecken und neue Impulse für die Weiterbehandlung.

Neben den eigenen, langjährigen, festen Supervisionsgruppen in ihrem Praxis-Raum, im Keller ihres Bonner Hauses, war sie in verschiedenen Städten und Kliniken regelmäßig als KBT-Supervisorin tätig: - mehrere Jahre in Berlin / - rd. 20 Jahre in der Psychosomatischen Klinik in Bad Salzuflen / und rd. 25 Jahre in der Rhein-Klinik Bad Honnef. Sie hat viele Weiterbildungskandidat*innen und Zertifikatsinhaber*innen in Ihrer unmittelbaren Patientenarbeit unterstützt, die Rolle als KBT- Therapeut*in gestärkt und geholfen, mit den institutionellen Widrigkeiten in den Kliniken besser fertig zu werden. Zahlreiche KBT-ler*innen haben mit Brigitte Zulassungsgespräche geführt.

Brigitte hat vielfältige Spuren hinterlassen und es tat gut, sich im Kreis von KBT-Kolleg*innen an sie und ihren Einfluss auf den eigenen KBT-Weg zu erinnern und ihr die letzte Ehre auf der Beerdigung zu erweisen.

Renate Meyer – für den AK-Rheinland

Ermutigende Ergebnisse

Lea Anna Graute, Ida Wessing und Anke Dalhoff von der Universität Münster haben die Behandlung jugendlicher Patientinnen mit Anorexia nervosa mit einer modifizierten KBT-Gruppentherapie untersucht.

Die Ergebnisse: Patientinnen berichteten von einer positiven Beziehung zur Therapeutin, einer positiven Gruppenatmosphäre, von positiven körperbezogenen Erfahrungen und vertieftem Selbstzugang anhand der KBT-Methode. Die Überschätzung der Körpermaße bestand am Ende der Gruppenteilnahme noch fort. Patientinnen mit positiven körperbezogenen Erfahrungen zeigten eher eine bessere Körpermaßschätzung.

Die Diskussion: Trotz des Fokus auf den aversiv erlebten Körper beschrieben die jugendlichen Patientinnen ein positives Beziehungserleben in der Gruppe und konnen die KBT-Methode teilweise gut für sich nutzen. Störungen des perzeptiven Körperbildes erscheinen relativ persistent. Mit einer Verbesserung assoziiert waren positive körperbezogene Erfahrungen. Insgesamt sind diese Ergebnisse als ermutigend zu interpretieren.

Karin Schreiber-Willnow

Quelle: Lea Anna Graute, Ida Wessing und Anke Dalhoff (2023): Körperpsychotherapeutische Gruppentherapie für jugendliche Patientinnen mit Anorexia nervosa. Erste Ergebnisse zu Therapiebeurteilung und Körpermaßschätzungen. Psychotherapie. Published online 4. April 2023. https://doi.org/10.1007/s00278-023-00655-9

Liebe KBT-Kolleg*innen,

hier die Einladung zur 3. Forschungstagung des ÖAKBT am 10. und 11. November 2023:



"ÖAKBT Forschungswerkstatt 2023

 

Liebe Forschungs-Neugierige, 

Forschung bewegt 2023 - Innsbruck lädt wieder ein!

Auf der Hungerburg, oben am Seehof, findet am 10. und 11. November 2023 die 
3. Forschungstagung des ÖAKBT statt.
Am Freitag 10.11. dürfen wir als Keynote Speakerin Rebecca Böhme, Autorin von Human Touch, bei uns auf der Bühne begrüßen.
Abends laden wir wieder zu Fest und bewegtem Tanzabend ein.'
Am Samstag 11.11. gibt es den bewährten Mix aus Vorträgen, Workshops und Posterpräsentationen.
Unseren Call for Papers werden wir zeitnah aussenden und hoffen auf zahlreiche Zusendungen.

Wir freuen uns auf rege Teilnahme und den gemeinsamen Austausch mit Ihnen/Euch.

Gabriele Wopfner, Maria Stippler-Korp, Daniela Plank, Eva Paulus, Karin Pompernigg, Marlene Gallistl
Planungsteam von "Forschung bewegt 2023"

Kontakt:
ÖAKBT 
Österreichischer Arbeitskreis für Konzentrative Bewegungstherapie
Hütteldorfer Straße 118/8-9, 1140 Wien
Tel.: + 43 (0) 664 911 81 79
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: www.kbt.at

In der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 2023 verstarb Heidi Lechler in Ettlingen. Geboren wurde sie am 02.04.1940 in Heilbronn. Sie lernte die KBT auf den Psychotherapiewochen in Lindau kennen.

1975 war sie ein Gründungsmitglied des DAKBT. Enge Wegbegleiterinnen waren für Sie Renate Schwarze und Anemone Carl, ebenfalls Gründungsmitglieder und Kolleginnen im Lehrbeauftragten Team.

Zunächst bot sie die KBT in der psychosomatischen Klinik in Herrenalb an. Nach dem Studium der Sozialpädagogik in Villingen-Schwenningen arbeitete sie in der Römer-Klinik in Hirsau. Insgesamt war sie 24 Jahre in der Psychosomatik und Psychiatrie tätig.

Durch viele nachgewiesene, erfolgreich abgeschlossene Behandlungen gelang es ihr, eine Kassenzulassung für die Kinder- und Jugendpsychotherapie zu erhalten. Die Arbeit mit Kindern beschrieb sie als erfüllend und bereitete ihr viel Freude.

Daneben arbeitete sie als Körperpsychotherapeutin mit der KBT in freier Praxis. Zudem hatte sie die Gelegenheit auf den Psychotherapiewochen in Lindau einige Jahre die KBT in Workshops anzubieten.

1981 wurde sie Lehrbeauftragte und verfasste ihre theoretische Arbeit zum Thema: „Wurzeln und Entwicklung der KBT“. Von Prof. Stolze wurde diese Arbeit 1984 in dem Sammelband „Konzentrative Bewegungstherapie, Grundlagen und Erfahrungen“ veröffentlicht.

Generationen von KBT-Therapeut*innen konnten durch ihre Lehrtätigkeit in den Weiterbildungsgruppen, Theorie-Methodik-Seminaren und Theorie-Praxis-Seminaren sowie Supervisionen von ihrem Können und ihrer Erfahrung profitieren.
Das Spielen in der KBT war Heidi ein wichtiges Anliegen, sie besaß viel Kreativität und sie schöpfte aus einem großen Repertoire an KBT-Angeboten, es fiel ihr leicht immer wieder neue Angebote, die zur Situation im Geschehen passten zu entwickeln.

Im weiteren Verlauf spezialisierte sie sich auf: New Identity Process, auch Schreitherapie, ein von Daniel M. Casriel entwickeltes, umfassendes therapeutisches System zur Umformung bzw. Umerziehung der emotionalen, kognitiven und verhaltensbezogenen Reaktionen und die Kurzzeittherapie mit den Varianten psychoanalytisch-systemische Therapie nach Professor Fürstenau sowie energetische Psychologie (ETF) nach Gallo. Ihre Beziehungsarbeit basierte auf dem Verständnis von Übertragung und Gegenübertragung, den Erkenntnissen der Objekt-beziehungstheorie sowie der Neurobiologie, dabei bezog sie sich besonders auf Gerald Hüther.

2017 gab sie gemeinsam mit Renate Schwarze und Anemone Carl ihren Lehrauftrag im DAKBT zurück und wurde aus dem Kreis der Lehrbeauftragten verabschiedet. In all den Jahren ihres Wirkens hatte sie sich für die Weiterentwicklung der KBT eingesetzt und die Methode auch nach außen vertreten. Sie hinterlässt viele Impulse in den nachfolgenden Generationen von KBT-Therapeut*innen.

Neben ihrer Tätigkeit in eigener Praxis entdeckte sie in späteren Jahren ihre Freude und Begabung an der Malerei. Sie besuchte Kurse bei namhaften Künstlern und präsentierte ihre Bilder bei Ausstellungen.

Bis ins hohe Alter liebte Heidi Lechler Bewegung, Kultur und Geselligkeit. Skifahren und Reisen waren ihre Leidenschaft, sie nahm an einem Lesekreis teil, schloss sich einer Wandergruppe an, lernte in der Gruppe Italienisch und spielte Bridge. Klassische Musik und Konzerte waren viele Jahre ein Teil ihres bewegten Lebens.

Wir trauern um Heidi Lechler, danken ihr für ihre Wegbegleitung und werden sie in guter Erinnerung behalten.

Waltraut Betker                              Frank Kasper                                  Rudolf Kost

 

  

 

Kooperationssymposium Wirkfaktoren beim DGPPN-Kongress

Beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)  vom 23. bis 26.11.2022 in Berlin fand neben vielen anderen Veranstaltungen ein Kooperationssymposium zwischen dem Referat Gesundheitsfachberufe und dem Referat Psychotherapie der DGPPN statt. Gegenstand war die Frage der Wirkfaktoren in der Psychotherapie, Kunst-, Musik- und Konzentrativer Bewegungstherapie. Clara Scheepers-Assmus ist für die KBT im Referat Gesundheitsfachberufe der DGPPN aktiv.

Bernhard Strauß (Jena) vom Referat Psychotherapie gab eine Übersicht über den Stand der Wirkfaktorenforschung in der Psychotherapie. Katrin Seifert (Bonn) stellte die Wirkfaktoren der Kunsttherapie vor, Karin Schreiber-Willnow (Köln) zeigte neue Forschungsergebnisse zu Wirkfaktoren in der KBT. Anne Schnell (Basel) gab einen Überblick über die Musiktherapie bei verhaltenssüchtigen Patienten. Die Forschung in den verschiedenen Verfahren ist nicht sehr umfangreich, aber es zeichnet sich ab, dass allgemeine Faktoren wie die therapeutische Beziehung und die positive Gruppenatmosphäre in allen Verfahren notwendig sind, um die spezifischen Faktoren wirksam werden zu lassen. In der KBT etwa wird die Förderung des Körper- und Selbsterlebens als verfahrensspezifischer Wirkfaktor verstanden.

Karin Schreiber-Willnow