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Forschungsarbeit: Anke Dalhoff et. al. "Wahrnehmbare Körperbildverzerrung im Jugendalter bei Anorexie Nervosa und die Veränderungen nach der Behandlung"

Die Körperschemastörung ist ein zentrales Symptom der Anorexia nervosa. Die vorliegende Publikation verdeutlicht wie mit dem BID-CA Test das Ausmaß der Wahrnehmungsverzerrung (T1) und die Veränderungen am Ende der Behandlung (T2) erfasst werden können. 

Hier der Link zum Artikel:

Perceptive Body Image Distortion in Adolescent Anorexia Nervosa: Changes After Treatment

 


 

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Nachruf: Anneliese "Ali" Maußhardt 1927 - 2019

In der Traueranzeige wird Ali Maußhardt charakterisiert:

„Den Menschen zuhören, sie ernstnehmen, Brücken bauen, Vertrauen haben in das Schicksal jedes Einzelnen“.

So haben wir unser Ehrenmitglied Ali Maußhardt auch im DAKBT kennen gelernt. Sie war immer zur Stelle, wenn sie im DAKBT gebraucht wurde.

Ali Maußhardt gehörte zu den Gründungsmitgliedern des DAKBT im Jahr 1975. Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass aus einem losen Arbeitskreis der DAKBT e.V. wurde. Ihre langjährige parlamentarische Erfahrung kam somit uns allen zu gute. Von 1985 bis 1990 war sie Mitglied des Vorstands.

In dieser Zeit, in der Rudolf Kost und ich ebenfalls im Vorstand waren, hat sie uns behutsam und zugleich klar strukturiert begleitet. Ab und zu auch davor bewahrt, das Rad neu erfinden zu wollen.

Lange Jahre hat sie die Mitgliederversammlungen des DAKBT souverän geleitet, manche hitzige Debatte durch eine klare Standortsbestimmung entschärft, um uns dann, ganz KBT gemäß, zu zeigen was der mögliche nächste Schritt sein könnte.

Durch ihre Arbeit an der Fachhochschule in Reutlingen war Ali schon in den 70er Jahren mit Supervision vertraut, was in der Anfangszeit des DAKBT nicht für alle selbstverständlich war. In den Folgejahren war sie für viele von uns als Supervisorin wichtig und hilfreich.

Auch in den 70er Jahren ermöglichte sie, durch die Verbindung zu „ihrer Forschungsstelle“ an der Fachhochschule, erste Versuche mit Video- Aufzeichnungen und KBT in Kirchberg zu machen. Sie hatte die Gelegenheit eine Videokamera auszuleihen, was damals sowohl beeindruckte als auch irritierte. Danach wurde das Projekt für längere Zeit zur Seite gelegt.

Mit der Zunahme der Mitgliederzahl des DAKBT nahmen auch die Konflikte zu. So wurde sie 1996 zur Ombudsfrau berufen. Dieses Amt hatte sie bis 2011 inne. 15 Jahre! Dann hat Rudolf Kost sie abgelöst.

Immer wieder konnte man erfahren: sie konnte zuhören und ihr Gegenüber ernst nehmen, und mit den Beteiligten angemessenen Lösungen finden.

Thea Schönfelder, ein ebenfalls verstorbenes Ehrenmitglied des DAKBT, nach Ali Maußhardt befragt, sagte 2009: „Ali ist verschwiegen, reell, unparteiisch und sie kann klar denken“.

Bis in ihr hohes Alter hatte Ali so manche Fäden in der Hand, familiäre und solche aus ihrer früheren KBT-Arbeit. Noch als 90jährige machte sie ihre regelmäßigen Besuche im Altenheim.

Ali war in den letzten Jahren mehrfach bei mir in Konstanz zu Gast - im Sommer und im Winter. Das Schwimmen im Bodensee genoss sie ganz besonders. Ich habe Ali in Erinnerung als eine Frau die auch im hohen Alter wusste, was sie will und dies auch durchzusetzen verstand. Sie konnte bis zu ihrem Lebensende selbstbestimmt leben.

Was will man mehr!

Konstanz, im August 2019

Dorothée Schmidt

Foto: fotodesignhorsthaas


 

 

 

 

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50 Std. KBT-Weiterbildungsreihe für Ärzt*innen und Psycholog*innen

Von der Bayerischen Landesärztekammer wurde diese Weiterbildungsreihe (50 Fobi-Punkte) zertifiziert. Sie bietet Ärzt*innen und Psycholog*innen die Möglichkeit, die Konzentrative Bewegungstherapie (KBT) entweder als „weiteres Verfahren“ für die Psycho-therapieweiterbildung oder zur Bereicherung der Berufspraxis zu nutzen. Körperpsychotherapeutisches Wissen wird in praktischen Angeboten erfahren und theoretisch reflektiert.

Ähnliche Möglichkeiten empfahlen zwei der Hauptreferenten, Herr Prof. Küchenhoff und Herr Prof. Henningsen während der diesjährigen Psychodynamischen Tage in Langeoog mit dem Thema : „Das Ich ist vor allem ein Körperliches“. Sie schätzten Erfahrungen in Körper-psychotherapie als wünschenswerten Ergänzung zur psychoanalytischen Weiterbildung ein und benannten hierfür die KBT als fundierte klinisch bewährte Methode.

Nähere Informationen

 


 

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Buchrezension zu: Geuter, Ulfried (2019) Praxis Körperpsychotherapie – 10 Prinzipien der Arbeit im therapeutischen Prozess

Ulfried Geuter stellt  zehn Grundprinzipien für die körperpsychotherapeutische Praxis dar, die den Geist, den Grund und die Intention, aus der heraus sich das Vorgehen gestaltet, beschreiben. An Hand von Therapiebeispielen aus seiner eigenen Praxis werden die Prinzipien lebendig. Er stellt sich als Person zur Verfügung, hier im Buch wie in seiner Praxis und vermittelt so einen lebendigen Einblick in seine therapeutische Arbeit.

Der Ansatz ist prozessorientiert: der Patient macht neue emotionale Erfahrungen, die ihm helfen, seine dysfunktionalen Muster des Erlebens und Verhaltens zu verändern. Prozessziele können unter anderem sein, sich selbst besser wahrzunehmen, einen Konflikt in einem Rollenspiel zu klären oder überschießende Affekte zu regulieren. Sie helfen, die (psychotherapeutischen) Ziele des Patienten zu erreichen.

Zur Beschreibung der zehn Prinzipien zieht er Literatur aus allen Richtungen der Körperpsychotherapie hinzu, so dass sich sowohl die KBT-Therapeutin als auch der Bioenergetiker dort wiederfinden können.

Übergeordnete Prinzipien der Psychotherapie wie Klärung und Konfrontation, Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte oder Lernen durch wiederholte Erfahrung finden in der Körperpsychotherapie ihre Anwendung, ebenso wie die Orientierung am Prozess und am Erleben. Zehn verfahrensspezifische Prinzipien beschreibt er in einzelnen Kapiteln: (1) Wahrnehmen und Spüren, (2) Gewahrsein und Gegenwart, (3) Erkunden und Entdecken, (4) Aktivieren und Ausdrücken, (5) Regulieren und Modulieren, (6) Zentrieren und Erden, (7) Berühren und Halten, (8) Inszenieren und Interagieren, (9) Verkörpern und Handeln und (10) Reorganisieren und Transformieren.

Atmen und Bewegen sind nicht in einem eigenen Prinzip benannt, Geuter betrachtet sie als Aspekte des Erlebens körperlicher Funktion. Hier hat die KBT einen anderen Begriff von Bewegung, der sowohl körperliche als auch seelische Bewegung umfasst und damit ein Prinzip verdient hätte.

Ein Kapitel ist der (Einzel-)Therapiestunde gewidmet. Für Geuter beginnt die Stunde in der Regel im Gespräch, ein Wechsel zu körperbezogener Arbeit entsteht im Prozess.  Das Setting kann variieren vom Sitzen zum Stehen, Gehen oder Liegen. Der Raum und vielfältige Gegenstände können einbezogen werden.

Erleben und Erfahren sind in der Therapie von grundlegender Bedeutung, genauer: ein mit Bedeutung versehenes emotionales Erleben ist Schlüssel für Veränderung. Vertieftes Erleben ist ein Weg des Zugangs zu unbewussten Mustern, Selbsterleben erfolgt über das Körpererleben. Mit neuen Erfahrungen in der Therapiestunde können alte Muster korrigiert und die Fähigkeit zur Selbstregulation und Selbstreflexion verbessert werden.

Geuter wendet sich vehement gegen die Bezeichnung ‚nonverbale’ Therapie und setzt dagegen eine verkörperte erlebnisfördernde Sprache. Es geht ihm um den Prozess des gemeinsamen Suchens nach der Be-Deutung von Erfahrungen, nicht nach Deutung durch den Therapeuten. Er empfiehlt, Metaphern zu verwenden, Verben zu nutzen, die oft eine körperliche Anmutung haben, Fragen zu stellen (was lange in der Therapie verpönt war). Dieses Kapitel ist für mich erfrischend, da ich meine oft eher intuitive Praxis des therapeutischen Sprechens systematisch zusammengefasst und bestätigt finde.

Ein ausführliches Kapitel über die therapeutische Beziehung greift Ergebnisse der Psychotherapieforschung auf, wonach die Beziehung stärker wirkt als die angewandte Methode. Die Beziehung wird in der Körperpsychotherapie als verkörperte Begegnung von Subjet zu Subjekt verstanden, die vom Therapeuten Präsenz, Kontakt und differenzierte Rollenübernahme verlangen. Die Körperpsychotherapeutin sei wie eine ‚Hebamme, die hilft, ein Kind auf die Welt zu bringen, das von selbst kommt’, sie begleitet aktiv, sie braucht den Mut, zum richtigen Zeitpunkt in einen autonomen Prozess einzugreifen.

Das Buch wird abgerundet durch zwei Kapitel, die sich mit Wirkfaktoren und Wirkungen der Körperpsychotherapie beschäftigen.

Zusammenfassend kann ich dieses umfangreiche Kompendium der körperpsychotherapeutischen Praxis empfehlen, vor allem für ärztliche und psychologische approbierte Psychotherapeuten, die die Körperpsychotherapie in ihrer Praxis kreativ anwenden möchten. Zwei Mängel tun sich für mich auf: einerseits fehlt die Praxis der körperpsychotherapeutischen Gruppenarbeit völlig. Andererseits fehlt der Blick auf die Arbeit der in der Regel nicht approbierten Körperpsychotherapeuten in der Klinik. Sie können sicherlich von den zehn Prinzipien profitieren, aber in den fokussierten Kurzzeitbehandlungen in der Klinik muss das prozessorientierte Arbeiten sehr modifizieren werden.

Insgesamt ist das Buch ein großer Schritt auf dem Weg, für die verschiedenen Schulen eine gemeinsame Sprache zu finden.

Geuter Ulfried (2019) Praxis Körperpsychotherapie – 10 Prinzipien der Arbeit im therapeutischen Prozess. Springer Verlag, Heidelberg, ISBN 978-3-662-56595-7, 508 Seiten, € 49,99

Karin Schreiber-Willnow

Eine ausführliche Rezension findet sich in der Zeitschrift Psychotherapeut 2019, 64(4), 349-352: „Verkörperte Begegnung von Subjekt zu Subjekt“.

Der Artikel steht auch elektronisch unter seinem DOI zur Verfügung:
http://link.springer.com/article/10.1007/s00278-019-0356-y

 


 

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Internationale Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie vom 10.-13. Oktober 2019

Die Internationale Fachtagung für Konzentrative Bewegungstherapie findet dieses Jahr vom 10.-13. Oktober 2019 im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden statt.

Das Thema: "Die therapeutische Beziehung in der digitalen Welt"

Vorwort:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Therapeutische Beziehungen waren lange Zeit geprägt durch Begegnungen zwischen Patient*in und Therapeut*in in einem gemeinsamen realen Raum. Durch die Zunahme der Digitalisierung scheint dieser Raum sich zu erweitern (oder eher zu verengen?)

Terminabsprachen, Befindlichkeitsberichte per Mail und SMS werden alltäglicher, Online-Therapien sind verfügbar und Patienten informieren sich umfassend im Internet.

Welche Auswirkungen hat dies auf die therapeutische Beziehung? Worauf haben wir Therapeut*innen uns schon unbemerkt eingestellt? Computerspiel- und PC-sucht werden im ICD 11 aufgenommen, die neurophysiologischen Auswirkungen werden erforscht.

Was heißt das alles für eine körperorientierte Psychotherapiemethode wie die Konzentrative Bewegungstherapie, in der Berührung, Arbeit mit und an der sinnlichen Wahrnehmung wesentlicher Bestandteil des therapeutischen Vorgehens ist?

Die Tagungsbeiträge befassen sich mit dem Spannungsfeld therapeutischer Beziehungen in der digitalen Welt und wir sind gespannt auf neue Forschungsergebnisse, praktische Therapieansätze und anregende Diskussionen mit Ihnen/Euch!

Ihre Barbara Bayerl und Marie-Louise Redel


Nähere Informationen, Vorträge, Workshops und die Anmeldung zur internationalen Fachtagung des DAKBT und EAKBT können Sie dem Programmheft entnehmen.

Programmheft Jahrestagung 2019 als PDF herunterladen/öffnen

 


 

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Buchrezension zu: M. Hölzer, W. Wöller, G. Berberich (Hg.) Stationäre Psychotherapie

Die Herausgeber haben mit diesem Buch ein umfangreiches praxis-relevantes Grundlagenwerk zur stationären Psychotherapie vorgelegt, das in vier große Abschnitte eingeteilt ist.

Im ersten Abschnitt werden allgemeine Fragen und Themen der stationären psychotherapeutischen Behandlung diskutiert. Darin enthalten sind die gesellschaftliche Relevanz, theoretische Orientierungen und Behandlungskonzepte, aber auch Wirkungen und Nebenwirkungen stationärer Psychotherapie.

Der zweite Abschnitt befasst sich mit der Komplexität der stationären Behandlung in den verschiedenen therapeutischen Spezifizierungen und geht dabei besonders auf das multiprofessionelle Behandlungsteam mit seinen unterschiedlichen diagnostischen und koordinierenden Funktionen ein.

Im dritten Abschnitt werden die strukturellen Rahmenbedingungen einer stationären Behandlung diskutiert. Diese beinhalten Indikationsstellungen, Vorgespräche, Therapieverträge, Zielvereinbarungen und Therapieplanungen, das Setting von Einzel- und Gruppentherapien, Diagnostik und Dokumentation, Supervisionskonzepte, bis hin zum Entlassmanagement.

Der vierte - etwas kürzere Abschnitt - geht auf die ökonomischen Grundlagen und betriebswirtschaftlichen Aspekte, sowie die daraus resultierenden Leistungsanforderungen an einen Klinikbetrieb und deren Mitarbeiter*innen ein.

Für die Körperpsychotherapie ist das Kapitel „Bewegen und Wahrnehmen - Körperorientierte Therapien“ von Michael Hölzer und Norbert Heck ( S. 223 - 244) zu erwähnen, in dem besonders die Konzentrative Bewegungstherapie (KBT) und die Integrative Bewegungstherapie (IBT) als klinisch relevante körper- und bewegungstherapeutische Verfahren herausgestellt und anhand von Fallbeispielen erläutert werden. Dabei werden von den Autoren die Gemeinsamkeiten dieser beiden Ansätze betont. Für die KBT ist der offene Angebotscharakter und das situative therapeutische Vorgehen gesondert benannt. Die Ziele der KBT in der stationären Psychotherapie werden zusätzlich anhand von Informationen für Patient*innen übersichtlich dargestellt.

Das Buch ist für alle Beschäftigten in der stationären Psychotherapie der psychosomatischen oder psychiatrischen Kliniken eine grundlegende Orientierungshilfe und ermöglicht ein vertieftes Verständnis für die multiprofessionelle Zusammenarbeit in Organisationen. Theoretische und methodische Aspekte sind anhand von Fallbeispielen vertieft, so dass es sehr praxisnah orientiert und damit verständlich zu lesen ist. Es ist besonders den Kolleg*innen zu empfehlen, die sich neu in den klinischen Alltag einarbeiten. Umfangreiche Literaturangaben zu den Abschnitten ermöglichen eine Vertiefung zu allen Inhalten dieses Grundlagenwerkes.

627 Seiten, 79,99 €
ISBN 978-3-608-43289-3
Schattauer Verlag Stuttgart627 Seiten, 79,99 €

Verfasserin: Ute Backmann

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