Die 16. Forschungswerkstatt des DAKBT war gleichzeitig die 10., die in der Rhein-Klinik in Bad Honnef stattfand und somit ein kleines Jubiläum. Wie schon im letzen Jahr fanden sich über 50 Interessierte am Freitag ein, darunter auch Tagungsteilnehmerinnen aus der Schweiz und aus Österreich. Die Begrüßung und Einführung in das Thema übernahmen Frau Dr. Jutta Kruse, der Vorstand des DAKBT und die Forschungsgruppe.

Der ärztliche Direktor der Rhein-Klinik, Herr PD Dr. Wolfgang Wöller widmete sich als erster dem Tagungsthema in seinem Vortrag mit dem Titel „Therapeutische Arbeit im Spannungsfeld von Ressourcen – und Konfliktorientierung". Neben einigen grundsätzlichen Begriffsklärungen machte er vor allem deutlich, dass es sich nicht um ein Spannungsfeld oder eine Polarisierung der beiden Begriffe handelt, sondern vielmehr um zwei Pole, die miteinander in Berührung und ins Spiel gebracht werden, um miteinander zu wirken. Demnach trägt das ressourcenorientierte Arbeiten trägt dazu bei, konfliktorientiert zu arbeiten, dies zu erleichtern oder auch erst zu ermöglichen. Eine Ressource ist letztlich alles, was von einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation wertgeschätzt oder als hilfreich erlebt wird. Besonders betonte Herr Wöller dabei auch den körperlichen Aspekt. Es könne als Ressource alles genutzt werden, was ohne selbstschädigend zu sein, einen positiven „Körper-State", sozusagen ein positives Körpergefühl hervorruft. Zum Schluss unterstrich er noch einmal, dass Ressourcenaktivierung weder supportives Arbeiten bedeute noch die Konfrontation ausschließe, sondern dass er sie als Grundlage bzw. Voraussetzung für konfliktorientiertes Arbeiten sieht. Der anschließenden anregenden Diskussion folgte der Vortrag von Annegret Rogge, die von ihrer KBT-Arbeit auf einer DBT-Station mit Borderline-Patienten sowie Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung berichtete. Neben der Darstellung des dortigen Therapiekonzepts, das vor allem auf der Balance zwischen Akzeptanz und Veränderung basiert, und in welches die Konzentrative Bewegungstherapie eingefügt und eingebettet ist, zeigte sie anhand eines sehr eindrücklichen Fallbeispiels per Video, wie von einer Patientin konflikt- und ressourcenorientiertes Arbeiten in der KBT erlebt wurde.
Nach einer kurzen Pause gab Roland Brückl zusammen mit Dr. Karin Schreiber-Willnow einen Einblick in seine ambulante KBT-Jahresgruppe und stellte fest, dass bei aller Ressourcenorientierung die Nähe zu konflikthaften Themen immer vorhanden war und dass jede Ressourcenaktivierung auch zur Problemaktivierung werden konnte. Somit war auch sein Fazit, dass eine Trennung von Konflikt- und Ressourcenorientierung schwer möglich ist. Mit Hilfe der Anwendung des KBT-Stundenbogens für das Gruppentherapiesetting (SB-KBT-G) wurde diese Gruppe auf ihr Stundenerleben hin untersucht. Die Fragestellung hierbei war, ob es auch bei einer Jahresgruppe, die an mehreren Wochenenden im Jahr zusammenkommt, möglich ist, den Stundenbogen zu verwenden. Anhand der Ergebnisse, die Karin Schreiber-Willnow vorstellte, konnte dies bestätigt werden.
Darauf folgte die traditionelle Kleingruppenarbeit mit einem kleinen KBT-Angebot und der daran anschließenden Aufgabe, die eigene Praxis in Hinblick auf konflikt- bzw. ressourcenorientiertes Arbeiten zu reflektieren. Dies wurde, wie gewohnt, sehr engagiert und lebhaft getan.
Den ersten Tagungstag schlossen Kathinka Kintrup und Maria Stippler-Korp von der Arbeitsgruppe Eingangsdiagnostik ab. Mit zwei neuen Mitgliedern aus dem ÖAKBT ist diese Arbeitsgruppe international geworden, was sich sehr befruchtend ausgewirkt hat. Sie berichteten über den aktuellen Stand ihrer Arbeit und gaben einen Ausblick über ihr weiteres Vorgehen. Die Arbeitsgruppe hat sich entschlossen, sich hauptsächlich am Diagnostikschema der OPD unter Einbeziehung der Körperbildachse zu orientieren. Daraus ergibt sich die Frage, wie die Strukturachse mit Hilfe der KBT erfasst werden kann. Deutlich wurde auch, dass bei der diagnostischen Einschätzung immer die Zeitachse mit einbezogen werden muss. Ziel ist es nun Standardangebote mit entsprechenden Formulierungen zu entwickeln, und dazu passende Ankerbeispiele zu finden sowie einen Leitfaden für die diagnostische Beurteilung zu entwerfen. Erste Ideen wurden vorgestellt und diskutiert.
Wie üblich wurde der Abend mit einem sehr leckeren Abendessen und anschließendem Tanz und Plausch im Gewölbekeller abgerundet.
Den Samstag eröffnete Frau Prof. Ulrike Willutzki, die in ihrem Vortrag „Ressourcenorientierung und –aktivierung in der Psychotherapie" klar und deutlich das große Arbeitsfeld des ressourcenorientierten Arbeitens aufzeigte und uns gleichzeitig auch einen Überblick der aktuellen Forschungsergebnisse aus diesem Bereich gab. So konnte in Studien nachgewiesen werden, dass eine hohe Problemaktivierung bei gleichzeitig ausgeprägter Ressourcenaktivierung auf Seiten des Patienten ein besonders positives Sitzungsergebnis erbringt. Wichtig ist, dass Ressourcen nicht allein vom Therapeuten aufgezeigt werden, sondern der Patient diese auch selbst wahrnehmen kann.
Im Anschluss an diesen Vortrag waren die Teilnehmer aufgefordert, sich anhand eines KBT-Videos mit der konkreten Umsetzung konflikt- und ressourcenorientierter Interventionen in der KBT auseinander zu setzen.
Den Abschluss der diesjährigen Forschungswerkstatt bildete die Vorstellung zweier Masterarbeiten aus Österreich. In beiden Arbeiten wurde der von der Forschungsgruppe entwickelte KBT-Stundenbogen (SB-KBT) angewendet. Waltraud Fetscher sprach über die „KBT zur Stabilisierung für Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung" und warf neben den empirischen Ergebnissen ihrer Arbeit noch einen speziellen Blick auf das Phänomen der Dissoziation. Helga Hofinger stellte in ihrem Beitrag Ergebnisse einer Prozess-Ergebnis-Studie vor. Zur Anwendung kamen hier neben dem SB-KBT der Dresdner Körperbildfragebogen.
Die Forschungswerkstatt 2014 war wieder sehr lebhaft, die Diskussionen waren angeregt und auch kontrovers. Bestimmt konnte für viele Teilnehmer der Blick auf das ressourcen- und konfliktorientierte Arbeiten und das Verhältnis dieser beiden Aspekte zueinander klarer werden.

Alexandra Epner und Swantje Grützmacher