Die 37. Jahrestagung des Deutschen und Europäischen Arbeitskreises für Konzentrative Bewegungstherapie fand in diesem Jahr vom 28. November bis zum 1. Dezember in Hattingen an der Ruhr statt.

Das Tagungsvorbereitungsteam hatte eingeladen, mit dem Thema „Grenzen überschreiten – Vielfalt zulassen" oder „Bewegende Begegnung" in Berührung zu gelangen.

Vorbereitungsteam

(von links: Dr. (CS) Dita Zimprichová, Anke Dalhoff, Angelika Bramkamp-Schulte)

Den Organisatorinnen war es ein besonderes Anliegen „Unterschiede und/oder Gemeinsames wahrzunehmen, neue Wege zum Anderen zu erproben und Vielfalt ausloten. Es heißt auch, der sich ausbreitenden Selbstbezogenheit entgegenwirken." Alle Teilnehmer hatten während der fünf Vorträge und der über 20 Workshops ausreichend Gelegenheit Neues zu lernen, Erfahrungen bestätigt zu bekommen und sich mit dem Eigenen zu beschäftigen. Unsere KBT-Kolleginnen Martina Fuhrmann-Hüper und Silvia Maag haben unten ihre ganz persönlichen Impressionen zur Tagung verfasst. Herzlichen Dank dafür!
Christine Breitenborn

Persönliche Eindrücke von der Jahrestagung 2013 in Hattingen/NRW/Ruhrpott

Erfahrungen
Jahrestagung 2013 heißt
Ja Sagen zu etwas Neuem; heißt sich in Bewegung setzen,
Grenzen überschreiten- vor allem die eigenen

Ort: Haus Friede wunderschön gelegen etwas abseits von Hattingen
In einem mir altbacken anmutenden Haus für eher junge Leute, sich trotzdem wohl zu fühlen, bedeutete für den einen oder anderen von uns in Bewegung bleiben, auch Abstriche zu machen.
Meine Devise: Freundlichkeit statt Komfort genießen. Wahrhaftig waren alle Mitarbeiter sehr bemüht und freundlich und so hatte ich am Ende alles was ich brauchte.

Vorträge:
Dr.med. Raphaele Schlitt: Ich, Seelenwesen und Selbst
Die Dualität vom Sein und Nicht Sein öffnet ein Feld, welches erfahrbereit macht. M.E. schafft es die KBT mit ihren vielfältigen Persönlichkeiten und verschiedenen Samenkörnern auf fruchtbarem Boden dieses Feld zu erspüren, daraus zu erwachsen, es zu begehen.

Der mit Spannung erwartete Vortrag von Frau Prof. Dr. Heidi Höppner „KBT quo vadis?" konnte wegen ihrer Erkrankung leider nicht vor ihr selbst vorgetragen werden. Sie hatte freundlicherweise ihren Vortrag zur Verfügung gestellt. Danke, Anke Hamacher-Erbguth für den wunderbaren Transfer des Vortrags.
So wurde auch erkennbar, dass das vom Vorstand erarbeitete Vorantreiben im Veränderungsprozess eine fantastische Leistung ist und in die spürbar richtige Wachstumsrichtung des Vereins weist.

Prof. Dr. Schultz-Venrath hielt einen spannenden Vortrag über das Mentalisieren (reflexive Kompetenz).
Mentalisieren erfordert Intentionalität und kann als Puffer zwischen Affekt, Gefühl und Handlung verstanden werden. Bezug und Bedeutung zu den Körpertherapien wurde hergestellt. Es wurde auch kontrovers diskutiert. Sind Mentalisierungsprozesse für den erfahrenen KBT-Therapeuten ein vertrautes Terrain? Was meint ihr?

Ein Höhepunkt war die Live-Falldarstellung von Dr. Dita Zimprichová und Angelika Bramkamp-Schulte mit ihrem Klienten Hr. B. „Aus der Maßregel in das Leben zurück"
Die unzureichend gelungene Triangulierung, die Trauer und Wut von Hr. B., u.a. als Kind am Tischbein festgebunden, drückte er selbst so aus: „Das Bild ist mit mir groß geworden" und somit auch die Wut, die in einem schwierigen Prozess letztlich gut kanalisiert wurde. Er fand ins Leben zurück. So machte Hr. B. u.a. auf die bewegende therapeutische Arbeit, den Balanceakt und das Wagnis dieser Arbeit im Maßregelvollzug aufmerksam. Für mich hatte es noch einen zweiten wichtigen Aspekt, da ich seit 10 Jahren KBT Gruppen mit Strafgefangenen in der JVA praktiziere. Diese sehr anspruchsvolle Arbeit hat durch Euch öffentlichen Respekt erlangt. Danke für Euren MUT.

Ankes Dalhoffs Abschlussvortrag stellte die fruchtbare Arbeit mit KBT mit Adoleszenten sehr einfühlsam und praxisnah vor: Raum zu schaffen für Gegenseitigkeit, diese Erfahrung zugänglich zu machen, zu reflektieren, in einer Lebensspanne, in der das Selbsterleben und die Beziehungsgestaltung eine Herausforderung ist und höchste Ansprüche darstellt.

Kurse: Mit der täglich neuen Wahl unter vielen wundervollen Workshops konnte jeder eine reiche Ernte eingefahren....
Allen voran lockte mich zunächst der Holzweg (Christine Gräff). Der Holzweg, der ein Ende vorgibt, welches ich zu einem Neubeginn nutze. Der Holzweg ist für mich auch ein Weg, der zum Innehalten einlädt....mit der Erkenntnis "Ich muss es mir recht machen"
Dann zog es mich zu den Ellenbogen (Barbara Bayerl)
Sie brachten auf allen Ebenen eine bewegende Begegnung, kraftvoll, durchsetzungsstark, erholsam, gefühlvoll, lustvoll. Wie dichtete Clara so schön" Der Ellenbogen ist recht nütze, er gibt uns täglich eine Stütze, er bringt die Kraft wohl auf den Punkt und macht dabei recht schnell gesund."
Bewegung-Rhythmus-Bild Sprache (Siegler/Köhncke)
KBT, kreatives Schreiben sowie Ausdruck in Bild und Wort eröffnete mir über die Vielfalt unterschiedlicher Zugänge einen echten Tiefgang zu unbewusstem Material, machten diesen Workshop zu einem glanzvollen Schlusslicht meiner Erkenntnisse in meiner alten Heimat.
Mein Trio war also perfekt.

Aus vielen anderen Kursen hörte ich ebenfalls gute positive Erfahrungen mit sehr viel Zufriedenheit.

Mitgliederversammlung
Die Zeit, in der viele Mitglieder sich verdrücken, andere jedoch dafür extra anreisen, war heuer sehr kurzweilig. Die Nichtanwesenden haben etwas verpasst, weil es viel kreatives Potential in unserem Verein gibt. Eine Vielzahl von Gremien präsentierte ihre spannende Arbeit. Die positive Grundhaltung vom Vorstand, der für seine fähige Arbeit 100% wiedergewählt wurde, ist ebenfalls für die Gremien unterstützend und umgekehrt. Herzlichen Dank an alle und Glückwunsch dem alten und neuen Vorstand!

Neuer und alter Vorstand

(von links: Dr. (CS) Dita Zimprichová, Anke Dalhoff, Angelika Bramkamp-Schulte)

Eins muss ich unbedingt noch erwähnen: Dank Barbara Bayerl und Marieluise Redel, die monatelang im Hintergrund arbeiteten, ist die KBT eines von den 17 anerkannten Psychotherapeutischen Verfahren in Europa!!!Super.
EWO Status haben 128 Verfahren, wir haben den nächst Höheren, den EWAO Status, schon vor sieben Jahren erreicht und nun wieder für sieben Jahre gesichert.

Der tolle Tanzabend mit Currywurst lud bis nach Mitternacht unsere Tanzbeine zum Schwingen und Rocken ein, was die meisten sichtlich genossen.

Die Gespräche mit Einzelnen „von Herz zu Herz" waren ein besonderer Leckerbissen.

Der Besuch der Henrichshütte: Ein Hineinschmecken in den Kohlenpott mit seiner Kohle- und Stahlindustrie in grüner Landschaft und die Härte der Arbeit beeindruckten die Teilnehmer dieser Fackelwanderung.

Henrichshütte bei Nacht 2
Fackelgang

(Übrigens: Einen Tag später erfuhr ich, das mein Großvater in der Henrichshütte bis nach dem Krieg ein wichtiger Ingenieur war und meine Mutter in Hattingen geboren und groß geworden ist.)

So war die Tagung „Grenzen überschreiten - Vielfalt zulassen oder Bewegende Begegnung"
für mich auch eine Reise zurück zu den Wurzeln.

Ich danke ganz herzlich dem Vorbereitungsteam für diese wundervolle Idee der Vielfalt. Die Tagung war ein körperliches, geistiges und sinnliches Erleben. Der Ort dürfte heimeliger sein.
Martina Fuhrmann-Hüper

Weitere Eindrücke zur Jahrestagung 2013

Zwar bin ich am Donnerstag zu spät angereist und habe die Eröffnungsrede verpasst und bin schon am Samstag nach dem Workshop "Können Körper mentalisieren?" verfrüht abgereist. Somit ist mein Eindruck bzgl. der Jahrestagung begrenzt, lückenhaft und selbstverständlich subjektiv.
Durch das flexible tägliche Wählen der Workshops, erlebte ich mich unabhängig und frei. Dadurch kam ich in den Genuss von Verschiedenem und überraschend Neuem. Ich erlebte die ermöglichte Flexibilität als überraschend bereichernd, da ich mich im Hier und Jetzt der Jahrestagung entscheiden konnte. Natürlich konnte für manchen der Eindruck entstehen, dass durch die mögliche Flexibilität, weniger Tiefe, sondern Flüchtigkeit in den Workshops entstand. Ich habe dies nicht erlebt, sondern in den verschiedenen Workshops, die ich besuchte, waren intensiver Austausch und Diskussion möglich. Die abendlichen Begegnungen bei einem gemütlichen Feierabendbier oder Wein waren wunderbar. Das gemeinsame Essen, Singen, Tanzen und Reden erzeugten eine gemeinsame Freude für die KBT. Ich verließ die Jahrestagung mit vielen Ideen, wertvollen Begegnungen und ganz viel Schwung für meine weitere Entwicklung und Auseinandersetzung mit der KBT.
Silvia Maag