„Annäherung an das Fremde. Möglichkeiten und Grenzen der interkulturellen Psychotherapie in der KBT“ 

Freitag

Abbildung: Jutta KruseJutta Kruse

Epner0 17Alexandra Epner

Die Forschungswerkstatt begann mit der Begrüßung durch Jutta Kruse von der Rhein-Klinik und der Einführung in das Thema durch Alexandra Epner von der Forschungsgruppe. Alexandra Epner berichtete über die im November von der Forschungsgruppe durchgeführte Stichtagserhebung mit der Fragestellung, inwieweit die KBT bei Menschen mit Migrationshintergrund zur Anwendung kommt und welche Erfahrungen die KBT-TherapeutInnen dabei machen.

Abbildung: Wielant MachleidtWielant Machleidt

Wielant Machleidt stellte in seinem Vortrag „Begegnung mit dem fremden Anderen: Merkmale einer interkulturellen Psychotherapie“ eben jene vor und machte deutlich, worum es vorrangig geht: um die Überwindung der Fremdheitserfahrung und um Identitätsarbeit. Er verglich den Migrationsprozess mit dem Begriff der kulturellen Adoleszenz, bei dem Identitätsfragen zur Diskussion stehen. Es geht um eine Neuformierung und ein Ringen um die eigene Orientierung. So kann ein stimmiges Identitätsgefühl, bei dem Neues hervorgerufen aber auch Altes bewahrt werden darf, entwickelt werden. Diese inneren Prozesse schilderte der Vortragende eindrucksvoll an dem Beispiel eines 16-jähringen afghanischen Mädchens. Es gab eine interessante Diskussion, bei der noch einmal hervorgehoben wurde, dass die Bewusstwerdung eigener kultureller Hintergründe und ein authentisches Selbst der BehandlerInnen von großer Bedeutung sind.

Schreiber W1 2017Karin Schreiber-Willnow

Karin Schreiber-Willnow begann ihren Vortrag „Annäherung an die Fremden. KBT-Fallbeispiele aus der Klinik“ mit einem Einblick in ihre ersten eigenen Erfahrungen als Nachkriegskind mit den Fremden und band die Thesen des Psychologen und Ethologen Norbert Bischof ein. Sie berichtete anhand von drei Einzel- und einem Gruppenfallbeispiel, welche Themen und Angebote sich innerhalb der KBT-Behandlung aufgrund der Migrationserfahrung ergeben können und endete mit dem eindrücklichen Satz einer Patientin: „Hier bin ich als Mensch wahrgenommen worden und nicht als Flüchtling, wie sonst immer.“  Von dem anregenden Vortrag inspiriert ging es im Anschluss darum, in Kleingruppenarbeit eigene Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund auszutauschen und zu reflektieren. Dabei waren sowohl Schwierigkeiten als auch Bereicherungen und das Phänomen der Gegenübertragung zu bedenken. In einigen Gruppen ging es zunächst auch um die eigenen Erfahrungen, fremd, geflüchtet oder Kind von Geflüchteten zu sein.

Redel1 2017Marie-Louise Redel

Als nächste Referentin stellte Marie-Louise Redel ihre Arbeit im Behandlungszentrum für Folteropfer vor. In ihrem Vortrag „KBT mit traumatisierten Flüchtlingen“ berichtete sie zunächst über die äußeren Rahmenbedingungen und die verschiedenen Einrichtungen des Zentrums. Sie gab Einblicke in die Arbeit mit und ohne Dolmetscher und machte dann deutlich, worum es bei der Arbeit mit traumatisierten geflüchteten Menschen in der KBT-Gruppe geht: um Hilfestellungen in sozialen Fragen und im Verstehen der deutschen Kultur, um die Vernetzung der geflüchteten Menschen untereinander und um eine positive Erfahrung des Im-Hier-und-Jetzt-Sein. Dabei geht es sowohl um Stabilisierung, Möglichkeiten der Spannungsreduktion als auch darum, Spaß und Freude für den Moment zu erleben. Die Vergangenheit dieser Menschen ist furchtbar gewesen, die Zukunft unsicher, sodass nur die Gegenwart heilsam sein kann. Wichtig dabei ist, dass dem Zentrum eine ganz besondere Bedeutung zukommt und es für die Menschen, die dort Hilfe suchen, aber auch für diejenigen, die dort arbeiten, einen sicheren Ort darstellt. Den Abschluss des Vortrags bildete eine kleine Einsicht in die praktische Arbeit. Freiwillige TeilnehmerInnen, aber auch das Publikum konnten am eigenen Leib erfahren, dass mit einfachen Spielen, bei denen kaum gesprochen wird, viel Freude entsteht und somit positive Erfahrungen im Moment gemacht werden.

Pokorny 2017Veronika Pokorny

Der Schlusspunkt dieses reichhaltigen Freitags setzte Veronika Pokorny mit ihrem Vortrag „KBT-Ausbildung in der Slowakei – fremde Sprache und viel Vertrautes“. Sie berichtete über ihre Erfahrungen der ersten KBT-Gruppen in der Slowakei. Auch sie schilderte die Arbeit mit Dolmetschern und hatte wie auch Marie-Louise Redel die Erfahrung gemacht, dass das Arbeiten mit Dolmetschern entschleunigt und Zeit zum Beobachten und Wahrnehmen gibt. Sie resümierte, dass aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten viel mit dem Austausch der GruppenteilnehmerInnen untereinander gearbeitet wurde und so Widerstände manchmal im Verborgenen blieben. Bezüglich der slowakischen TeilnehmerInnen stellte sie weniger die Unterschiede als vielmehr die Gemeinsamkeiten in den Fokus. Ein Unterschied aber war, dass dem WIR eine größere Bedeutung zukam als dem ICH und dass Rivalitäten erst zum Vorschein kamen, als zwei Gruppen gebildet wurden. Auch hier gab es eine lebendige Diskussion, obwohl sich alle auch schon auf das Abendessen und einen gemütlichen Ausklang im Gewölbekeller freuten.

Metzner2 2017Franka Metzner

Den Samstagvormittag läutete Franka Metzner ein. In ihrem Vortrag „Kultursensibel – aber wie? Training interkultureller Kompetenzen von Psychotherapeuten“ machte sie deutlich, warum ein solches Training notwendig ist und worum es in einem solchen Training geht. Sie zeigte auf, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Vergleich zum Anteil in der Bevölkerung in der psychotherapeutischen Versorgung unterrepräsentiert sind, dass es geringere Behandlungserfolge gibt und dass Angebot und Nachfrage an Psychotherapie in Fremdsprache massiv auseinanderklaffen. Außerdem gibt es in diesem Bereich wenige Studien. Das IKT (interkulturelles Kompetenztraining), bei dem es vor allem um den Ausbau interkultureller Kompetenzen geht, besteht aus drei Säulen: Wissen, Einstellungen/Annahmen und Fertigkeiten. In der darauffolgenden Diskussion ging es auch darum, inwieweit die KBT und die KBT-Weiterbildung ein solches Training brauchen könnte.

Seidler1 2017Klaus-Peter Seidler

Um die „Wirksamkeit und Wirkfaktoren der KBT aus PatientInnensicht – Skizze eines neuen Projektes der DAKBT-Forschungsgruppe“ ging es dann bei Klaus-Peter Seidler. Er stellte das neue Projekt vor und warb um Mithilfe bei der Entwicklung von Items für einen Fragebogen, bei dem es herauszufinden gilt, was PatientInnen in der KBT als hilfreich erlebt haben. Dies wurde in der anschließenden Kleingruppenarbeit fleißig getan und wird teilweise auch noch Zuhause weiter fortgesetzt werden.

Kloser0 17Susanne Kloser

Zum Abschluss stellte Susanne Kloser mit dem Beitrag „Paartherapie mit KBT – wie geht das?“ ihre Masterarbeit vor und zeigte die Möglichkeiten der KBT in diesem Setting auf. Ihre Arbeit bildet die erste Verschriftlichung der Paartherapie mit KBT und weist auf die Besonderheiten und die damit verbundenen Chancen für die sich in der Therapie befindenden Paare hin: das Beschäftigt-Sein in Gegenwart des/der anderen und der Therapeutin/des Therapeuten, das Zeigen und Gesehen- Werden und gemeinsam auf das Beziehungsselbst zu schauen. Damit endete die diesjährige Forschungswerkstatt in Bad Honnef, welche verschiedenste neue Impulse und Projekte im DAKBT einbrachte und darstellte.

Die nächste Forschungswerkstatt findet am 23./24.2.2018 statt.

Alexandra Epner und Swantje Grützmacher