Zur Wirksamkeit der Konzentrativen Bewegungstherapie. Sieben Fallstudien mittels neuerer graphischer Verfahren in der qualitativen Prozessdiagnostik. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Institut für Psychologie, Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck.

Fragestellung / Hypothesen
Es werden folgende Hypothesen überprüft: (1) KBT bewirkt bei Teilnehmern einer Selbsterfahrungsgruppe positive Veränderungen. (2) Diese beziehen sich sowohl auf psychische als auch auf körperliche Erlebenseinschränkungen. (3) Die Uniformität der Behandlungsmethode führt durch die Zentrierung auf das Selbsterleben zu einer Beschleunigung des Therapieprozesses.

Stichprobe
Sieben (100% Frauen) von neun Teilnehmern einer ambulanten, nichtklinischen KBT-Gruppe mit 3-monatiger Behandlungszeit im Ausmaß von zehn Terminen mit je 135 Minuten Dauer.

Untersuchungsdesign
Einzelfalluntersuchungen mit Prä-Post-Katamnese-Messung sowie Verlaufserhebung. Zum Vergleich werden die Ergebnisse der Studie von Schreiber-Willnow (2000a) herangezogen.

Datenerhebungsverfahren
Prä-Post-Katamnese-Messung: Symptom-Checkliste (SCL-90-R; Franke, 1995), Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme (IIP-D; Horowitz, Strauß & Kordy, 1994), Fragebogen zur Beurteilung des eigenen Körpers (FBeK; Strauß & Richter-Appelt, 1996). Prä-Katamnese Messung: Individuelle Therapiezielskalierung, narratives Grid-Interview. Verlaufserhebung: Gruppenerfahrungsbogen für die KBT (GEB-KBT; Seidler, 1995) nach jedem Gruppentermin.

Datenauswertungsverfahren
Einzelfallanalytische Auswertung des narrativen Grid-Interviews mit (a) der Hauptkomponentenanalyse des Konstruktsystems, (b) der Korrelationen bedeutender Konstrukte der intra- und interpersonalen Wahrnehmungswelt, (c) der Selbstidentitätsgrafik zur Darstellung symbolischer Relative wie z.B. Selbst, Selbst-Ideal und Eltern, (d) der formalen Begriffsanalyse (Ganter & Wille, 1996) sowie (e) der kategorialen Auswertung der emotionalen Inhalte der Konstrukte. Vergleich der erhobenen Daten mit den entsprechenden Ergebnissen der Untersuchung von Schreiber-Willnow (2000a) sowie mit relevanten (Normierungs-)Stichprobenwerten der verwendeten Erhebungsinstrumente.

Ergebnis
(ad 1) Bei mehreren der Selbsterfahrungsteilnehmerinnen lassen sich deutliche positive Veränderungen ausmachen, und zwar hinsichtlich des Beschwerdeerlebens, der interpersonellen Symptomatik, der Bewertung der Zielerreichung, der Selbstwertregulation im Sinne einer Annäherung des Realbildes an das Wunschbild vom Selbst, einer Entwicklung zu einem differenzierteren Konstruktsystem bzw. einer Differenzierung des dazu entsprechenden emotionalen Bewertungssystems. (ad 2) Einhergehend mit diesen positiven Veränderungen der psychischen Erlebniseinschränkungen sind auch bei einigen Gruppenteilnehmerinnen deutliche positive Veränderungen im Körpererleben zu verzeichnen. (ad 3) Die Werte zum Gruppenverlauf zeigen ein insgesamt positiveres Gruppenerleben der Selbsterfahrungsteilnehmerinnen im Vergleich zu Patienten stationärer Psychotherapie auf.

Anmerkung
Die teilweise günstigeren Ergebnisse in den Veränderungswerten und im Gruppenerleben der Selbsterfahrungsteilnehmerinnen im Vergleich zu Patienten stationärer Psychotherapie werden so interpretiert, dass KBT dann wirksamer ist, wenn es nicht mit anderen psychotherapeutischen Methoden kombiniert wird. Dies erscheint aber angesichts der zum Teil nicht gegebenen Vergleichbarkeit (z.B. hinsichtlich des anfänglichen Beschwerdeerlebens), methodischer Einschränkungen (z.B. keine Angabe zu den Selbsterfahrungsteilnehmern, die nicht an der Studie teilnahmen, und fehlende Überprüfung der Veränderungswerte anhand kritischer Differenzen) sowie naheliegender alternativer Interpretationen (z.B. dass vergleichsweise gesunde und motivierte Personen eher von KBT profitieren) nicht als plausibel.

pdfDAKBT_Hell_2001.pdf