Die Gruppenstunde in der Konzentrativen Bewegungstherapie (KBT) im Spiegel des Erlebens der Gruppenteilnehmer und des Gruppenleiters. Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik, 38, 71-88.

Fragestellung / Hypothesen
Folgenden Fragen wurde nachgegangen: (1) Anhand welcher Dimensionen lässt sich das Erleben der Teilnehmer und Therapeuten in KBT-Gruppenstunden beschreiben? (2) Lassen sich in Abhängigkeit vom Setting, Gruppenart und -entwicklungsstand Unterschiede für das Erleben der Teilnehmer und Therapeuten nachweisen? (3) Korrespondiert das Erleben der Teilnehmer mit dem der Therapeuten? (4) Besteht ein Zusammenhang von Erleben und Interventionsschwerpunkt der Gruppenstunde?

Stichprobe
414 Teilnehmer von KBT-Gruppen (67% Frauen; 47% aus stationären Therapiegruppen, 17% aus ambulanten Therapiegruppen, 26% aus Selbsterfahrungsgruppen und 10% Weiterbildungsgruppen) und 26 KBT-Therapeuten (77% Frauen). 35 Gruppenstunden wurden sowohl von den Gruppenteilnehmern als auch den -therapeuten beurteilt.

Untersuchungsdesign
Feldstudie mit zeitlicher Querschnittsstichprobe.

Datenerhebungsverfahren
Revidierte Version des Fragebogens zum Gruppenerleben in der KBT (GEB-KBT), erweiterte Form des Gruppenklima-Fragebogens (GCQ-S; MacKenzie, 1996) und acht Rating-Skalen zum Interventionsschwerpunkt.

Datenauswertungsverfahren
Deskriptiv- und inferenzstatistische Auswertung.

Ergebnis
Die Fragebögen zum Gruppenerleben ergaben für die Gruppenteilnehmer die Dimensionen: (a) Positive/produktive Gruppenstunde, (b) sich im Körper nicht zu Hause fühlen, (c) Unzufriedenheit mit dem/der Therapeuten/-in und der Gruppe, (d) Gruppenstunde nicht für sich nutzen können und (e) bedeutsame Körpererfahrungen. Für den Therapeuten-Fragebogen fanden sich die Dimensionen: (a) Positives vs. Negatives Stundenerleben, (b) Arbeitsatmosphäre, (c) gespannt-ängstliche Orientierungslosigkeit, (d) Feindseligkeit und (e) Gruppenbezogenheit. Wesentliche Ergebnisse zu den Fragebögen sind, dass (1) Teilnehmer ambulanter Therapiegruppen gegenüber Teilnehmern stationärer Gruppen ein positiveres Gruppenerleben aufweisen, (2) Therapeuten und Teilnehmer in der Einschätzung einer Gruppenstunde als produktiv bzw. positiv korrespondieren, hingegen Therapeuten keine so sensible “Antennen” für das Körpererleben der Teilnehmer und für von ihnen als negativ erlebte Gruppenerfahrungen haben. Zudem bestehen (3) eine Reihe von Zusammenhängen der Interventionsschwerpunkte mit dem Erleben der Therapeuten und Teilnehmer, die z.T. allerdings schwer zu interpretieren sind.

Anmerkung
Anlass zur Reflexion des methodischen Vorgehens mag für KBT-Therapeuten der Nebenbefund sein, dass die Arbeit am Körperschema bei den Gruppenteilnehmern wohl zu bedeutsamen Körpererfahrungen führt, KBT-Therapeuten diesen Interventionsschwerpunkt aber am wenigsten in ihrer Arbeit fokussieren.

pdfDAKBT_Seidler_2002.pdf