Inwieweit ist das Körpererleben zu Beginn der Behandlung ein Prädiktor für das Stundenerleben in der Konzentrativen Bewegungstherapie? Unveröffentlichte Master Thesis, Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, Donau-Universität Krems. Zugriff am 06.07.2017 unter http://webthesis.donau-uni.ac.at/thesen/93787.pdf. [In gekürzter Form veröffentlicht: Hofinger, H. (2016). Ist das Körpererleben zu Beginn stationärer Psychotherapie ein Prädiktor für das Stundenerleben in der Konzentrativen Bewegungstherapie? Konzentrative Bewegungstherapie, 46, 81-87.]

Fragestellung / Hypothesen
U.a. wird der Fragestellung nachgegangen, inwieweit das Körpererleben zu Beginn der stationären Psychotherapie einen prädiktiven Einfluss auf das Stundenerleben von Patienten in der KBT-Gruppenbehandlung hat.

Stichprobe
Teilstichprobe der Gesamtstichprobe der Studie (180 Patienten, 83,6% Frauen) mit 91 konsekutiv aufgenommenen Patienten einer universitären psychosomatischen Klinik. Die Behandlung erfolgte achtwöchig in diagnosegemischten weitgehend geschlossenen Gruppen mit zweimal wöchentlich 75 Minuten KBT im Gruppensetting.

Untersuchungsdesign
Prospektive Studie mit vier Erhebungszeitpunkten (nach der ersten KBT-Stunde [t1], nach dem ersten Behandlungsdrittel [t2], nach dem zweiten Behandlungsdrittel [t3] und nach der letzten KBT-Stunde [t4]).

Datenerhebungsverfahren
Dresdner Körperbildfragebogen (DKB-35; Pöhlmann, Roth, Brähler & Joraschky [2014]), Stundenbogen zur Konzentrativen Bewegungstherapie in der Gruppenbehandlung (SB-KBT-G; Seidler, Schreiber-Willnow & Grützmacher [2010]).

Datenauswertungsverfahren
Inferenzstatistische Auswertung des Zusammenhangs von Körpererleben (DKB-35-Skalen) zum Erhebungszeitpunkt t1 mit den Skalen des SB-KBT-G zu den Erhebungszeitpunkten t2 und t4.

Ergebnis
Für den Erhebungszeitpunkt t2 weisen die DKB-35-Skalen „Vitalität“ und „Selbstakzeptanz“ einen positiven signifikanten Zusammenhang zur SB-KBT-G-Skala „positives vs. negatives körperbezogenes Selbsterleben“ auf, für die DKB-35-Skala „Körpernarzissmus“ ergibt sich hingegen ein negativer Zusammenhang zu dieser SB-KBT-G-Skala. Keine signifikanten Zusammenhänge finden sich für die DKB-35-Skalen „sexuelle Erfüllung“ und „Körperkontakt“. Für den Erhebungszeitpunkt t4 findet sich ebenfalls ein positiver Zusammenhang von DKB-35-Skala „Selbstakzeptanz“ und SB-KBT-G-Skala „positives vs. negatives körperbezogenes Selbsterleben“; für die anderen DKB-35-Skalen ergeben sich keine positiven Zusammenhänge zu dieser SB-KBT-G-Skala. Sowohl für den Erhebungszeitpunkt t2 als auch t4 lassen sich keine signifikanten Zusammenhänge zwischen den DKB-35-Skalen und der SB-KBT-G-Skala „gelungenes vs. misslungenes Nutzen-Können der Therapiestunde“ nachweisen.

Anmerkung
In der Studie werden teilweise nur rudimentäre Ausführungen zum methodischen Vorgehen gemacht und ebenfalls nur rudimentäre statistische Angaben aufgeführt, was die Beurteilung und Interpretation der beschriebenen Ergebnisse erschwert. So bleibt z.B. unklar, wie stark der Zusammenhang von DKB-35-Skalen und den beiden Skalen zum Stundenerleben jeweils ausgeprägt ist, da die entsprechenden statistischen Kennwerte nicht angegeben werden, und weshalb keine Zusammenhänge für den Erhebungszeitraum t3 berechnet wurden. Da keine Hypothesen entwickelt und formuliert wurden, erscheint die von der Autorin vorgenommene Interpretation und Diskussion der Ergebnisse etwas willkürlich. So bleibt z.B. offen, weshalb sich keine Zusammenhänge für die SB-KBT-G-Skala „Nutzen-Können der Therapiestunde“ finden lassen bzw. wie dies zu bewerten ist. Als ein interessantes, nicht intuitiv unmittelbar einleuchtendes Teilergebnis stellt sich der Befund dar, dass das körperbezogene Selbsterleben in der KBT-Gruppenbehandlung (zumindest zum Erhebungszeitpunkt t2) umso negativer ausfällt, je stärker der Körpernarzissmus ausgeprägt ist. Hingegen erscheint der prädiktive Einfluss von „Vitalität“ und „Selbstakzeptanz“ auf die Qualität des körperbezogenen Selbsterlebens inhaltlich plausibel.