Einstellungen zu Gruppenpsychotherapie, Einzelpsychotherapie und Konzentrativer Bewegungstherapie (KBT) – eine Untersuchung an PatientInnen mit einer depressiven Störung. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Humanwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln.

Fragestellung / Hypothesen
Es wird folgenden Fragestellungen nachgegangen: (1) Bewerten Patienten Einzelpsychotherapie positiver als Gruppentherapie und KBT? (2) Stehen eventuelle Vorbehalte der Patienten gegenüber dem jeweiligen Therapiesetting in Zusammenhang mit geringen Vorerfahrungen? Bezogen auf die KBT werden folgende Hypothesen formuliert: (1) Patienten bewerten Einzeltherapie besser als KBT, (2) Gruppentherapie und KBT werden von den Patienten gleich bewertet und (3) Vorerfahrung in KBT korreliert mit positiver Bewertung.

Stichprobe
21 Patienten (67% weiblich) (teil-)stationärer Psychotherapie mit der Diagnose einer depressiven Episode bzw. rezidivierenden depressiven Störung.

Untersuchungsdesign
Fragebogenerhebung zu Behandlungsbeginn, d.h. während der ersten 14 Behandlungstage.

Datenerhebungsverfahren
Selbstentwickeltes kontextbezogenes Semantisches Differenzial zur Messung der affektiven Tönung der Einstellung anhand von sieben Gegensatzpaaren (z.B. unangenehm vs. angenehm) mit siebenstufiger Skalierung, von denen sechs in die Auswertung anhand eines Summenscores eingingen.

Datenauswertungsverfahren
Deskriptive und inferenzstatistische Auswertung mit parametrischen und non-parametrischen Tests unter Berücksichtigung der Verteilungsform der Messwerte und der Hypothesenrichtung.

Ergebnis
Die Bewertung der KBT liegt zwischen derjenigen von Einzel- und Gruppentherapie, ohne dass aber signifikante Unterschiede zu verzeichnen sind. Die Einzeltherapie schneidet am besten ab und unterscheidet sich signifikant von der Gruppentherapie. Deskriptiv zeigt sich, dass die KBT einerseits als heiterer, beweglicher und lebendiger als Gruppen- und Einzelpsychotherapie beurteilt wird, andererseits aber auch als am wenigsten interessant. Wie auch für die Einzel- und Gruppenpsychotherapie existiert für die KBT kein signifikanter Zusammenhang von Vorerfahrung und Bewertung, wobei nur 52% der Patienten überhaupt Vorerfahrungen mit der KBT haben.

Anmerkung
Die Interpretation der Ergebnisse ist aus verschiedenen Gründen schwierig: Die Fragestellung zum Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie sowie KBT vermischt den Vergleich von Gruppensetting und Therapieverfahren. Da KBT sowohl als Gruppen- wie auch als Einzelbehandlung angeboten wird, bleibt unklar, welches Therapiesetting die Patienten z.B. aufgrund von Vorerfahrungen bei der Beurteilung der KBT im Auge hatten; diese Problematik wird von der Autorin im Diskussionsteil ihrer Arbeit auch thematisiert. Zudem konnten wegen der kleinen Stichprobe nur recht deutliche Beurteilungsunterschiede, die nicht unbedingt zu erwarten waren, statistisch signifikant werden. Unberücksichtigt bleibt, dass die affektive Tönung, die anhand eines Semantischen Differenzials erfasst wird, unterschiedliche Aspekte aufweisen kann. Demnach sind die Erlebnisdimensionen „Erregung“, „Valenz“ und „Potenz“ zu unterscheiden (Ertel, 1965). Bei den in dieser Untersuchung verwendeten sechs Gegensatzpaaren ist nicht klar ersichtlich, welcher Aspekt affektiver Tönung erfasst werden sollte. Wenn die KBT als beweglicher und lebendiger beurteilt wird, dürfte damit der Erregungsaspekt der affektiven Einstellung tangiert sein, wenn sie des Weiteren aber auch als weniger interessant beurteilt wird, betrifft dies den Valenz-Aspekt der affektiven Einstellung. Die in der Studie vorgenommene Berechnung eines Summenscores über alle sechs Gegensatzpaare erscheint deshalb problematisch und spiegelt sich auch in einer zum Teil fraglich akzeptablen Höhe der internen Konsistenzwerte wider.