Evaluationsergebnisse zu den Wahrnehmungs- und Bewegungsangeboten der Konzentrativen Bewegungstherapie innerhalb des Gruppenangebots Soziale Kompetenz. Unveröffentlichte Master Thesis, Department für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Donau-Universität Krems. Zugriff am 06.7.2017 unter http://webthesis.donau-uni.ac.at/thesen/90766.pdf.

Fragestellung / Hypothesen
Es wird untersucht, welche Auswirkungen KBT-Angebote im Kontext eines verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppenangebots für das Training sozialer Kompetenzen haben: Wie werden diese Angebote von den Patienten in der Gruppenbehandlung erlebt und vermitteln diese Angebote den Patienten Erfahrungen, die sie in ihren Alltag übertragen können? Wie kommen Patienten mit unterschiedlichem Strukturniveau mit den KBT-Angeboten zurecht?

Stichprobe
Zehn Patienten (50% weiblich) eines Gruppenangebots für das Training sozialer Kompetenzen einer psychiatrischen Abteilung im Alter von 23 bis 57 Jahre mit unterschiedlichen Diagnosen und unterschiedlichem Strukturniveau. Das Gruppenangebot umfasste sieben 90-minütige Einheiten und wurde in wöchentlicher Frequenz angeboten.

Untersuchungsdesign
Qualitative Evaluationsforschung mit dem Ziel, Informationen zur Verbesserung des von der Autorin entwickelten Gruppenangebots zu erhalten unter Berücksichtigung unterschiedlicher Datenquellen, d.h. Einzelinterviews mit Patienten, Gruppendiskussion mit Patienten, Einzelinterviews mit Beobachter und der zweiten Gruppenleiterin sowie Diskussion in der Teamfortbildung.

Datenerhebungsverfahren
Halbstrukturierte Einzel-Interviews mit Patienten.

Datenauswertungsverfahren
Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2010): Die Interviews wurden zunächst transkribiert, dann wurden die einzelnen Sätze paraphrasiert, generalisiert und theoriegeleiteten induktiv gebildeten Kategorien zugeordnet.

Ergebnis
Die Aussagen der Patienten wurden vier Hauptkategorien zugeordnet: (1) Formale Faktoren, (2) intrapsychische Faktoren, (3) Transferfähigkeit und (4) interaktionelle Faktoren. (zu 1) Von mehreren Patienten wird eine über sieben Einheiten hinausgehende Verlängerung des Gruppenangebots gewünscht. Die verbale Anleitung der Angebote wird als Orientierungs- und Strukturierungshilfe erlebt, die von mehreren Patienten als hilfreich und passend, von einzelnen aber auch als zu schnell und überfordernd erfahren wird. Bei offenen Angeboten ohne inhaltlichen Stundenbezug werden die unterschiedlichsten therapeutischen „Absichten“ bei dem gleichen Angebot von den Patienten vermutet. (zu 2) Hier finden sich Aussagen der Patienten zu den therapeutischen Zielbereichen Selbstwahrnehmung, Differenzierungsfähigkeit und Selbstreflexion sowie zur Zufriedenheit mit dem Gruppenangebot. Neben den therapeutisch intendierten positiven Erfahrungen berichten einzelne Patienten auch über Überforderungserleben, das mit Schamgefühlen einhergeht und mit der jeweiligen speziellen Anforderung eines KBT-Angebots zusammenhängt oder damit, dass man etwas nicht verstanden hat. Acht der zehn Patienten drücken ihre Zufriedenheit mit dem Gruppenangebot aus, wobei die Begründungen sehr unterschiedlich sind. (zu 3) Einige wenige Patienten berichten, einen direkten Alltagsbezug in den KBT-Angeboten für sich zu finden und auch erste Schritte einer Umsetzung im Stationsalltag gemacht zu haben. Eine tatsächliche Umsetzung im sozialen Alltag ist für viele Patienten jedoch noch nicht möglich. Es wird angegeben, mehr Zeit zu benötigen, und dass weitere schriftliche Unterlagen hilfreich sein könnten. (zu 4) Es werden gruppentherapeutische Wirkfaktoren, wie Modelllernen für das Aneignen von Verhaltensalternativen und interpersonelle Unterstützung durch den Gruppenzusammenhalt, von den Patienten als hilfreiche Gruppenerfahrungen genannt. In Hinblick auf das Strukturniveau der Patienten zeigt sich, dass offen gestaltete KBT-Angebote insbesondere für Patienten mit einem geringen Strukturniveau eine Überforderung darstellen können, da sie Angst und Stress bei diesen Patienten induzieren.

Anmerkung
Das methodische Vorgehen in der Studie wird von der Autorin detailliert und transparent dargestellt. Auch werden die berücksichtigten methodischen Gütekriterien dargestellt. Eine abschließende methodenbezogene Diskussion erfolgt nicht. Die in der Zusammenfassung von der Autorin getroffene Feststellung, dass mit dem von ihr entwickelten Gruppenangebot ein Beitrag zur Reduktion der sozialen Angst bei den Patienten erreicht werden konnte, lässt sich von den dargestellten Ergebnissen nicht direkt ableiten, da das Ausmaß sozialer Angst und deren Veränderung in dieser Studie methodisch nicht (z.B. anhand eines Fragebogens) erfasst oder im Interview erfragt wurde. Bestandteil der Arbeit ist eine ausführliche Darstellung der sieben Einheiten des Gruppenangebots.