Erfahrung des ersten Ausbildungsjahrgangs „Konzentrative Bewegungstherapie“ mit der Methode in der Praxis. Unveröffentlichte Master Thesis, ARGE Bildungsmanagement, Wien.

Fragestellung / Hypothesen
Vor dem Hintergrund der Zulassung der KBT zur Psychotherapie-Ausbildung durch das Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen im Jahre 2001 wird folgenden Fragestellungen nachgegangen: (1) Welche Motive und Erwartungen führten bei den Ausbildungsteilnehmern dazu, die Ausbildung aufzunehmen? (2) Welche Ausbildungsinhalte betrachten die Ausbildungsteilnehmer als wesentlich? (3) Welche Erfahrungen werden mit der konkreten Anwendung der KBT in der Praxis gemacht. Es werden sechs Hypothesen zu diesen Fragen ausgeführt: (1) Die Ausbildungskandidaten entscheiden sich für die KBT, weil diese als körperorientierte Methode im Vergleich zu verbalen Psychotherapieverfahren zusätzliche therapeutische Möglichkeiten und Potentiale verspricht. (2) Die Selbsterfahrung in der KBT-Ausbildung wird als wichtiges Fundament für die therapeutische Praxis erlebt, indem sie Sicherheit und Vertrauen in das eigene Tun vermittelt. Den Lehrtherapeuten kommt dabei eine große Bedeutung zu, z.B. in Hinblick auf ein Lernen am Modell. (3) Es werden vor allem die Angebote und Interventionen angewendet, die in der Selbsterfahrung als positiv und förderlich erlebt wurden. (4) Die KBT-spezifischen Methoden werden mehr im Gruppen- als im Einzelsetting angewendet. (5) Die theoretischen Inhalte der KBT-Ausbildung werden als unterstützender Hintergrund für das praktische Tun betrachtet. (6) Die Zufriedenheit mit der Methode in der Praxis steigt bei guter Umsetzung der Ausbildungsinhalte in die Praxis und mit zunehmender Erfahrung.

Stichprobe
6 Teilnehmer (davon 4 Frauen) des ersten Ausbildungsjahrgangs, an dem insgesamt 16 Personen teilnahmen. Es wurde darauf geachtet, dass sich die Heterogenität im ersten Ausbildungsjahrgang bezüglich des Geschlechts, Alters und Erstberufs in der Zusammensetzung der Stichprobe widerspiegelte. Alle 6 Teilnehmer sind als Psychotherapeuten tätig, sei es mit abgeschlossener Ausbildung oder kurz vor der Abschlussprüfung stehend.

Untersuchungsdesign
Expertenbefragung in Form eines Einzelinterviews.

Datenerhebungsverfahren
Leitfadenbasiertes halbstandardisiertes problemzentriertes Interview..

Datenauswertungsverfahren
Qualitative Inhaltsanalyse Schmidt (2003) mit Strukturierung der Aussagen im Interview mittels Kategorienbildung.

Ergebnis
Es werden zwölf Kategorien gebildet, die sich im Wesentlichen an den Themenbereichen des Interviewleitfadens orientieren: (1) Erwartung an die Methode, (2) Erfahrungen im ersten Ausbildungsabschnitt für die praktische Arbeit, (3) Einfluss der Einzellehrtherapie auf die aktuelle therapeutische Arbeit, (4) Theorie und Erkenntnisse aus der Selbsterfahrung, (5) Förderliche und weniger förderliche Inhalte der Methode, (6) Verhältnis Handlungsangebote und verbale Bearbeitung, (7) Kriterien für Angebote, (8) Häufig angewendete KBT Angebote, (9) Kaum bis gar nicht angewendete Angebote, (10) 3 Stärken, (11) 3 Schwächen, (12) Zusätzliches. In Hinblick auf die Hypothesen der Studie lassen sich folgende Ergebnisse zusammenfassend darstellen: (zu 1) Die KBT-Ausbildung wurde deshalb gewählt, weil in der Körperorientierung eine Bereicherung für die Arbeit gesehen wird. Erwartet wurde, in der Ausbildung konkrete Techniken zu erlernen, um „tiefere“ Ebenen im therapeutischen Prozess zu erreichen. (zu 2) Der Selbsterfahrung wird nach dem Ausbildungsende ein noch höherer Stellenwert beigemessen als vorher. Sie wird als wichtige Basis für die therapeutische Arbeit betrachtet. Neben den interpersonellen Erfahrungen und dem Austausch innerhalb der Ausbildungsgruppe wird den Lehrtherapeuten eine große Bedeutung zugesprochen. Letztere haben in verschiedener Weise einen hohen Einfluss auf die praktische Arbeit (z.B. Vorbildfunktion, Orientierung an konkreten Angeboten und verbaler Interventionen der Lehrtherapeuten). (zu 4) Handlungsorientiertes Arbeiten erfolgt vor allem im Gruppensetting, wobei die Auswahl der Angebote sehr von den äußeren Bedingungen, von Merkmalen des Patienten (z.B. Strukturniveau), aber auch von den Vorlieben oder intuitiven Eingebungen des Therapeuten abhängt. (zu 5) Auch wenn der theoretische Teil der Ausbildung sehr unterschiedlich (von hilfreich bis schwierig) beurteilt wird, erleben die Ausbildungsteilnehmer es als hilfreich, durch die Theorie Phänomene benennen zu können, die in der therapeutischen Praxis auftauchen.

Anmerkung
In der Ergebnisdarstellung und Zusammenfassung erfolgt kein expliziter Bezug zu den einzelnen Hypothesen, so dass in Hinblick auf die dritte und sechste Hypothese offen bleibt, ob sich in den Interviews hierzu keine Aussagen fanden oder diesbezüglich keine ausreichende Befragung erfolgte. Insgesamt führt die Inhaltanalyse aber zu einem facettenreichen Bild der Ausbildungserfahrungen, das thematisch über die angeführten Hypothesen hinausgeht, wenn z.B. als Defizit der Ausbildung die geringe Vermittlung von Gesprächstechniken angeführt wird. Auch wenn keine methodenbezogene Diskussion der Ergebnisse erfolgt, so sind doch Ausführungen zu methodischen Überlegungen bei der Stichprobenauswahl und der Formulierung der Fragen des Interviewleitfadens zu finden, und es erfolgt eine transparente Ergebnisdarstellung, so dass z.B. bei einzelnen Ergebnissen nachvollziehbar ist, ob diese auf Aussagen einzelner oder mehrerer Ausbildungsteilnehmer beruhen.