KBT-Einzelarbeit – Erfahrungsbericht nach 46 Sitzungen

Frau S., ca. 45 Jahre alt, schreibt

Verblüffung

Der Weg, den ich in den letzten 20 Monaten gegangen bin, verblüfft und erstaunt mich. Ich bin meinen eigenen Weg zu mir selbst gegangen.
Niemand hat mir etwas eingeredet.
Ich habe jetzt Zugang zu meinen Emotionen, Wünschen und meinem Selbst. Und das, obwohl ich mich nicht in ein heulendes Etwas verwandelt habe.
Meine Befürchtungen und Ängste sind nur noch Erinnerung.

Dunkle Schwere

Begonnen habe ich mit dem Wunsch, mein Herz zu öffnen.
Ich fühlte deutlich den emotionalen Mangel in meinem Leben. Viele negative und schwierige Emotionen hatte ich in eine Ecke gesteckt. Die Fenster und Türen verschlossen. Den Schlüssel weggeworfen und noch eine dicke Mauer drum herum gebaut. Aber damit hatte ich auch meine Lebensfreude eingemauert.

Ich funktionierte. Ein netter Roboter, der immer hilfsbereit die Erwartungen der anderen erfüllt. Ich wusste nicht mal mehr, welche Bedürfnisse ich hatte. Ich war bleischwer, dunkel, mit einem dicken Knoten aus Verletzungen und Ängsten, die ich nicht mal näher beschreiben konnte.
Ich lief nur noch auf RESERVE!

Vorsichtige Erweiterungen

Ich denke, im Laufe der Gespräche und Übungen habe ich mir nach und nach zugestanden, dass ich eine Persönlichkeit besitze.
Der Roboter ist doch nicht so glatt. Er hat runde, bunte, kantige, raue, unregelmäßige und doch sehr warme Eigenschaften.
Unbestimmt und nicht ganz sicher, dass diese Begriffe wirklich zu mir gehören.
Immer erstaunt, dass da mehr ist.

Basis

Ich habe mein Blockhaus gefüllt mit Büchern und einer gemütlichen Entspannungsecke. Es steht auf einem Fundament aus Felsen.
Mein Selbstvertrauen steht auf wirklich festem und sicherem Boden. Ich kann mich schon seit meiner Kindheit darauf verlassen.
Dieses Selbstvertrauen begründet sich auf meine schulischen und beruflichen Leistungen. Auch meine manuellen Fertigkeiten und meine geistige Flexibilität haben es bestärkt. Die übelsten Anfeindungen und Verletzungen haben daran nie etwas geändert. Ich habe dieses Blockhaus. Dahin kann ich mich zurückziehen und wieder neue Kraft schöpfen oder warten, bis sich der Sturm gelegt hat.

Kürbis

Das Thema Leistungsdruck hat mich sehr beschäftigt. Mein Unterbewusstsein hat sich dann im Herbst eine wunderbare Analogie in einem Traum ausgedacht:
Das sind nur Kürbisse. Aber es sind meine Kürbisse und wenn ich es schaffe, mich nur um meine Kürbisse zu kümmern und die anderen Kürbisse an die Besitzer zurückgebe, dann werde ich auch fertig!
Dazu muss ich nur die anderen Kürbisse loslassen.
Ich finde, das war der Durchbruch. Ich habe seither kontinuierlich delegiert und keine fremden Kürbisse mehr angenommen.

Mehr, viel mehr

Als ich mich von dem Thema Leistungsdruck und Vati-Peitsche lösen konnte, öffnete sich die Welt.
Huch, groß, bunt, weit.
Meine Welt, mein Sein ist Musik, Spiel, Kreativität und ein großes Bedürfnis nach mehr. Ich weiß zunächst nicht, wie ich das umsetzen, in mein Leben integrieren kann. Holen mich Leistungsdruck und Pflichtbewusstsein ein und hindern mich in diese Welt einzutreten? Darf ich da nur im Urlaub hin?
Darf ich ICH sein?
Ich bin das!
Spiel, bunt, Freude, Leben.

 

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Von der Dunkelheit in die Leichtigkeit
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Dunkelheit weit weg und klein Perspektivwechsel

Dammbruch

Meine Seele hat den Weg heraus gefunden.
Ausgerechnet die Diagnose Krebs hat mir nicht nur die Welt, sondern das ganze Universum geöffnet, ja geschenkt.
Sie haben mir in einem Telefonat kurz vor der OP Mut zugesprochen und gesagt, dass dies auch eine Chance sein kann, neue Türen u öffnen.
Ja.
Ich habe in den letzten 9 Monaten die Mauern eingerissen, die Türen und Fenster geöffnet und die Sonne herein gelassen. Meine Seele ist jetzt frei und sie darf alles. Und jeden Tag wird mein Universum noch ein Stück größer oder um eine Nuance bunter.

Bunt

So empfinde ich heute mein Leben.
Ich bin dankbar, am Leben zu sein und ich genieße mein Leben. Das sind oft nur kleine Dinge, die mein Herz zum schwingen bringen und mich mit Freude durchtränken. Ein Reiher fliegt vorüber. Ich habe jede Woche mehr Energie. Ein stärkeres Immunsystem. Ich kann und darf arbeiten. Eine Fernsehsendung aus meiner Kindheit wird wiederholt.
Und jeden Tag ein unbefangenes, lockeres und ungekünsteltes Lachen.
Ich bin.
Ich weiß nicht, was mein Leben noch bringt
Bleibe ich gesund?
Finde ich einen Partner?
Ich kenne die Antworten nicht.
Ich brauche die Antworten nicht.
Heute empfinde ich alles und jeden, der mir auf meinem Weg begegnet, als Bereicherung.
Ich bin angstfrei.
Ich lasse Formen und Farben fließen. In meinem Leben wie in meinen Bildern.
In manchen Momenten fühle ich meine Seele überfließen, wie ein Bach überschäumend, glucksend und über Felsen springend.
Das ist so schön!
Und es ist kein bisschen anstrengend, es ist ganz leicht.

Liebe Frau E. (KBT-Therapeutin)

Danke für 20 Monate zuhören und fragen und Impulse geben.
Ich habe bei Ihnen und in der KBT den richtigen Weg und Zugang zu mir selbst gefunden.
Ich habe harte Arbeit, Tränen und schreckliche Wahrheiten über mich erwartet.
Gefunden habe ich das Gegenteil.
Leben, Lachen, Freude, Zauber, Glück und ganz viel Kraft.
Und ganz wichtig für mich ist und war es, mich „unbeeinflusst" zu fühlen. Sicher zu sein, dass diese Erkenntnisse über mich selbst auch aus mir selbst entspringen.
Das habe ich gefunden.

Ich bin angekommen

Ankommen
Angekommen
Aus heutiger Sicht erscheinen mir meine Ängste zu Beginn der KBT weit, weit entfernt und ich kann sie auch nicht mehr nachempfinden.


Es sind nur Erinnerungen. Und doch war alles wichtig und richtig.
Ich bin die Summe all meiner Erfahrungen und aller Emotionen. Das gehört zu meiner Basis und meinem Selbstvertrauen. Dazu gehört meine Freude am Leben und am Reisen und noch ganz viel MEHR.
Ich habe eine unbestimmte und selbstbestimmte Zukunft, auf die ich mich freue.
Ich musste mich nicht neu erfinden.
Ich musste mich nur wiederfinden.