Psychotherapie bei Erwachsenen mit chronischen Schmerzsyndromen unter Berücksichtigung spezifischer Aspekte in der Behandlung mit Konzentrativer Bewegungstherapie. Unveröffentlichte Master Thesis, Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, Donau-Universität Krems. Zugriff am 06.07.2017 unter http://webthesis.donau-uni.ac.at/thesen/90763.pdf.

Fragestellung / Hypothesen
Es werden zwei Fragestellungen formuliert: (1) Welche methodenspezifischen Möglichkeiten und Vorgehensweisen bietet die KBT bei Patienten mit chronischer Schmerzstörung? (2) Welche KBT-Angebote bzw. Interventionen erweisen sich in der Alltagspraxis als günstig und förderlich bzw. als ungünstig?

Stichprobe
7 zertifizierte KBT-Therapeutinnen (davon 3 Lehrtherapeutinnen) mit langjähriger Berufserfahrung (zwischen 4 und 21 Jahre) in der Arbeit mit chronischen Schmerzpatienten und dem Tätigkeitsfeld einer Schmerztagesklinik oder der stationären psychosomatischen Psychotherapie.

Untersuchungsdesign
Expertenbefragung im Rahmen zweier Gruppendiskussionen, wobei an der ersten vier der Expertinnen und an der zweiten die drei übrigen Expertinnen teilnahmen.

Datenerhebungsverfahren
Es wurden zwei neunzigminütige Gruppendiskussionen durchgeführt. Die Expertinnen erhielten zur Vorbereitung auf die Gruppendiskussion einen Diskussionsleitfaden mit drei Fragen dazu, welche Besonderheiten in der (1) therapeutischen Arbeit und (2) Beziehungsgestaltung bei chronischen Schmerzpatienten gesehen werden und welche (3) Methoden bzw. Arbeitsweisen der KBT vor allem zur Anwendung kommen.

Datenauswertungsverfahren
Qualitative Inhaltsanalyse in Orientierung an Mayring (2010) mit Strukturierung der Inhalte der Gruppendiskussion mittels Kategorienbildung.

Ergebnis
Die Ergebnisse der Gruppendiskussionen werden entlang der drei Kernfragen des Diskussionsleitfadens ausgewertet, wobei in einem weiteren Abschnitt Themen, die zusätzlich von den Expertinnen angesprochen wurden, behandelt werden. Hinsichtlich der ersten Kernfrage, welche Besonderheiten bei Patienten mit chronischen Schmerzen gesehen werden, ergab sich eine inhaltliche Strukturierung zu den folgenden Themenbereichen: (a) Wie erleben die Expertinnen diese Patienten bzw. welche Besonderheiten fallen ihnen bei diesen Patienten auf? (z.B. Abspaltung von Affekten), (b) Welche Charakteristika sind zu Therapiebeginn bei diesen Patienten zu verzeichnen? (z.B. abwehrende bzw. abwertende Haltung der Patienten), (c) Wie wird die Schmerzstörung im Kontext komorbider psychischer Störungen in den jeweiligen Institutionen beurteilt? (z.B. Schmerzstörung als führende Diagnose für die Behandlung). Die Aussagen zur Kernfrage des methodischen Vorgehens in der KBT bei diesen Patienten werden drei Kategorien zugeordnet: (a) geeignet (z.B. Psychoedukation, Strukturgebung, Verwendung von Gegenständen als Schmerz-Symbol, Motivation zur Nachbehandlung), (b) ungünstig bzw. Kontraindikation (z.B. ganz offenes Angebot, ausschließliche Gruppentherapie bei schwer traumatisierten Patienten), (c) Zusatz (ergänzende Aussagen z.B. zu inhaltlichen Schwerpunktsetzungen wie das Anbieten konkreter Hilfestellungen). Bei der Kernfrage zu Besonderheiten der therapeutischen Beziehungsgestaltung werden zwei thematische Kategorien unterschieden: (a) Herausforderung in der Beziehung (z.B. negative Gegenübertragungsgefühle), (b) Fördernde Faktoren für Beziehungsaufbau und -gestaltung (z.B. [An]Hören der Klage des Patienten). Zusätzliche von den Expertinnen angesprochene Themen betrafen zwei Bereiche: (a) Wechselwirkung zwischen Therapeut und Team bzw. zwischen Team und Patienten (z.B. Bedeutung des Erklärungsmodells des Therapeuten bzw. des Teams), (b) Gruppenformat (Problematik von offenen diagnosespezifischen Gruppen).

Anmerkung
Die inhaltsanalytische Auswertung der Gruppendiskussionen liefert in Hinblick auf das methodische Vorgehen in der KBT bei Patienten mit chronischen Schmerzen viele konkrete Hinweise. Im Diskussionsteil ihrer Arbeit erörtert die Autorin die Aussagen der Expertinnen in Zusammenhang mit der von ihr im Theorieteil der Arbeit dargelegten Ausführungen zur störungsorientierten Psychotherapie somatoformer Schmerzstörungen und den Erklärungsmodellen für Schmerzstörungen. In einem abschließenden Kapitel wird ein Modell für das methodisch-praktische Vorgehen in der KBT bei Patienten mit chronischen Schmerzstörungen entworfen. Eine explizite forschungsmethodenbezogene Diskussion der Ergebnisse erfolgt nicht. So bleibt offen, ob es in den Gruppendiskussionen neben dem konstatierten Konsens auch kontrovers behandelte Themen gab oder eine entsprechende Diskussion angeregt wurde.