Untersuchung zu den Effekten körperorientierter Therapieformen im stationären Setting. Veränderung des Körperbildes bei TeilnehmerInnen der Tanztherapie und der Konzentrativen Bewegungstherapie. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Psychologisches Institut, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg.

Fragestellung / Hypothesen
Im Rahmen einer Prozess-Ergebnis-Studie zu körperorientierten Therapieformen (KBT und Tanztherapie) im stationären Setting wird mehreren Fragestellungen nachgegangen, wobei nur in Hinblick auf die Frage, ob sich das Körperbild der Teilnehmer körperorientierter Gruppentherapie verändert, bei der Auswertung eine Differenzierung bezüglich der beiden untersuchten körperorientierten Verfahren vorgenommen wird.

Stichprobe
139 Patienten (77,7% davon Frauen) in stationärer Psychotherapie mit einem Durchschnittsalter von 41 Jahren. Die Angaben, wie viele Patienten beider Therapieverfahren jeweils in die Analyse einbezogen wurden, sind lückenhaft: Hinsichtlich eines der beiden verwendeten Messinstrumente (Fragebogen zum Körperbild, FKB-20) wird angegeben, dass 64 Patienten an der KBT und 38 Patienten an der Tanztherapie teilnahmen. 37 Patienten konnten bei der Analyse nicht berücksichtigt werden, da sie entweder an beiden Therapieformen teilnahmen oder fehlende Fragebogendaten für sie vorlagen. Bezogen auf das andere Messinstrument (Frankfurter Körperkonzeptskalen, FKKS) wird lediglich mitgeteilt, dass insgesamt 105 Patienten beider körperorientierter Therapieverfahren bei der Auswertung berücksichtigt wurden.

Untersuchungsdesign
Naturalistische klinische Studie mit Prä- und Postmessung sowie Verlaufsmessung nach drei Wochen Teilnahme an einem der beiden körperorientierten Therapieverfahren. Gemäß dem Klinikkonzept entschieden die Patienten selbst, an welchem der körperorientierten Therapieverfahren sie teilnahmen und zu welchem Zeitpunkt im Verlauf der stationären Behandlung sie diese Gruppenbehandlungen aufnahmen.

Datenerhebungsverfahren
Fragebogen zum Körperbild (FKB-20; Clement & Löwe, 1996) und Frankfurter Körperkonzeptskalen (FKKS; Deusinger, 1998).

Datenauswertungsverfahren
Zweifaktorielle Varianzanalysen mit Bonferroni-Korrektur des Alpha-Fehlers aufgrund multipler Testungen.

Ergebnis
Im FKB-20 ergeben sich in beiden Skalen (“Ablehnende Körperbewertung” und “Vitale Körperdynamik”) für beide Therapieverfahren zusammen signifikante Veränderungen im Verlauf der Behandlung. Demnach bewerten die Patienten beider Verfahren bereits nach drei Wochen ihren Körper weniger negativ und erleben eine erhöhte vitale Körperdynamik. Zum Ende der Behandlung haben sich diese beiden Aspekte des Körperbilds nochmals verbessert. Es lassen sich keine Unterschiede zwischen beiden Verfahren hinsichtlich des Ausmaßes der Verbesserung nachweisen. In den FKKS weisen, abgesehen von der Skala “Pflege des Körpers und der äußeren Erscheinungen”, sämtliche Skalen auf eine bedeutsame positive Veränderung im Behandlungsverlauf hin. Die Patienten geben bereits nach drei Behandlungswochen in den körperorientierten Therapieverfahren Verbesserungen für die Bereiche “Gesundheit und körperliches Befinden”, “Körperliche Effizienz”, “Akzeptanz des Körpers durch andere” und “Aspekte der körperlichen Erscheinung” an, die zum Zeitpunkt des Behandlungsendes nochmals deutlicher ausfallen. Ebenfalls nach drei Behandlungswochen berichten die Patienten über eine verbesserte Selbstakzeptanz des Körpers und eine positivere Einstellung hinsichtlich eigener Körpergerüche (“dissimilatorische Körperprozesse”). Diesbezüglich ergeben sich keine weiteren Verbesserungen zum Behandlungsende. Hinsichtlich der Aspekte “Körperkontakt” und “Sexualität” lassen sich erst für den Zeitabschnitt nach der dritten Behandlungswoche bis zum Behandlungsende hin bedeutsame positive Veränderungen im Körperkonzept nachweisen. Für keine der Aspekte des Körperkonzepts lassen sich Unterschiede zwischen KBT und Tanztherapie im Ausmaß der Verbesserungen nachweisen.

Anmerkung
Die Studie weist nach, dass Patienten stationärer Psychotherapie, die an KBT oder Tanztherapie teilnahmen, positive Veränderungen des Körperbildes bzw. des Körperkonzeptes aufweisen. Aus methodischen Gründen bleibt offen, inwieweit diese positiven Veränderungen tatsächlich auf die Teilnahme an den körperorientierten Therapieverfahren zurückzuführen sind oder nicht vielmehr ein genereller Effekt der stationären Behandlung sind. So zeigt sich überraschenderweise, dass das Ausmaß der Veränderung des Körperbilds (anhand des FKB-20) keinen Zusammenhang mit der Anzahl wahrgenommener Therapiestunden in den körperorientierten Therapieverfahren aufweist. Demnach veränderte sich das Körperbild bei Patienten, die z.B. nur vier bis neun Stunden an diesen Verfahren teilgenommen haben, in gleichem Ausmaß wie das von Patienten mit mehr als 17 Stunden Therapieteilnahme.

pdfDAKBT_Delor_Leute_2002.pdf