Ist körperorientierte Psychotherapie Frauensache? Eine klinische Prozess-Ergebnis-Studie zur Konzentrativen Bewegungstherapie. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 52, 343-347.

Fragestellung / Hypothesen
Es wurde der Frage nachgegangen, ob sich in Abhängigkeit von Geschlecht und Alter (als Kontrollvariable) Unterschiede im Behandlungsverlauf in der KBT und im Behandlungsergebnis nachweisen lassen.

Stichprobe
62 Patienten (58.1% Frauen) stationärer Psychotherapie.

Untersuchungsdesign
Reanalyse der Daten von Schreiber-Willnow (2000a).

Datenerhebungsverfahren
Siehe Dokumentation zu Schreiber-Willnow (2000a).

Datenauswertungsverfahren
Deskriptiv- und inferenzstatistische Auswertung, wobei insbesondere ein deskriptives regressionsanalytisches Verfahren zur Bestimmung von Parametern individueller Behandlungsverläufe (vgl. Schauenburg, Sammet & Strack, 2001) zur Anwendung kam.

Ergebnis
Es zeigt sich, dass Geschlecht und Alter der Patienten keine prädiktive Bedeutung für das Behandlungsergebnis haben und auch nicht deutlich hinsichtlich des Behandlungsverlaufs differenzieren. Einige geschlechts- und altersbezogene Effekte lassen sich hingegen für den Zusammenhang von Gruppenerleben und Behandlungserfolg nachweisen.

Anmerkung
Anhand der gefundenen Ergebnisse werden Hypothesen zur differenziellen Wirkungsweise der KBT in Abhängigkeit von Geschlecht und Alter der Patienten formuliert: (1) Bei jüngeren männlichen Patienten profitieren diejenigen, die in der KBT-Gruppenbehandlung positive interpersonelle Erfahrungen mit der Gruppe und der Therapeutin machen. (2) Ältere Männer profitieren umso mehr von der KBT, je leichter ihnen ein Zugang zum körperlichen Erleben in der KBT möglich ist und vor allem je leichter es ihnen fällt, sich zum Behandlungsende vermehrt in die Gruppe einzubringen. (3) Jüngere Patientinnen profitieren tendenziell von der KBT umso mehr, je mehr sie bereits zum Beginn der KBT Zuversicht und körperliches Wohlbefinden entwickeln und sie sich zum Behandlungsende hin vermehrt in die Gruppe einbringen können. (4) Ältere Patientinnen profitieren dann von der stationären Behandlung, wenn zu Beginn der KBT-Gruppenbehandlung Unzufriedenheit mit der Therapeutin und der Gruppe Raum nehmen darf und sie zum Ende der KBT-Behandlung dann vermehrt einen Zugang zu ihrem eigenen Körper finden. Zunehmendes körperliches Wohlbefinden einhergehend mit Zuversicht zum Behandlungsende ist bei ihnen von besonderer Bedeutung für ein positives Ergebnis hinsichtlich KBT-relevanter Merkmale. Diese Hypothesen bedürfen weiterer empirischer Überprüfung.

pdfDAKBT_Schreiber_Willnow_Seidler_2002.pdf