Die Paartherapie in der KBT. Unveröffentlichte Master Thesis, Department für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Donau-Universität Krems. Zugriff am 06.7.2017 unter http://webthesis.donau-uni.ac.at/thesen/92981.pdf.

Fragestellung / Hypothesen
Welche KBT-spezifischen Möglichkeiten gibt es bei der Paartherapie?

Stichprobe
Sechs KBT-Therapeutinnen, die mit KBT paartherapeutisch arbeiten. Ihre Berufserfahrung in der Arbeit mit Paaren lag zwischen zwei und 21 Jahren.

Untersuchungsdesign
Expertenbefragung anhand von zwei Gruppendiskussionen, an denen jeweils drei der sechs KBT-Therapeutinnen teilnahmen.

Datenerhebungsverfahren
Gruppendiskussion anhand eines Diskussionsleitfadens mit fünf Themenbereichen: (1) Grundannahmen und Leitideen, (2) die Rolle des Therapeuten, (3) therapeutisches Vorgehen, (4) theoretischer Hintergrund und (5) was sich in der Praxis (nicht) bewährt hat. Dieser Leitfaden wurde den KBT-Therapeutinnen zur Vorbereitung auf die Gruppendiskussion zur Verfügung gestellt.

Datenauswertungsverfahren
Qualitative Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel (2009), Lamnek (2005) sowie Mayring (2010): Die Diskussionsrunden wurden aufgezeichnet und transkribiert. Anschließend wurden die Aussagen der Teilnehmer anhand einer Zuordnung zu fünf Hauptkategorien, die mit Ankerbeispielen versehen wurden, strukturiert und unter Nutzung einer Interpretationsgemeinschaft von Kollegen interpretiert.

Ergebnis
Die fünf Hauptkategorien wurden gemäß der o.g. fünf Themenbereiche des Diskussionsleitfadens gebildet. Es werden von der Autorin folgende Schlussfolgerungen zu diesen Themenbereichen zusammenfassend angeführt: (zu 1) Hier finden sich Aussagen der Expertinnen dazu, welche Vorstellungen über (gesunde) Paarbeziehungen und Paartherapie sie leiten, wobei sich große Übereinstimmungen zu diesbezüglichen Ausführungen in der psychodynamischen Paartherapie-Literatur zeigen. Hinsichtlich ihrer Annahme über die Therapiemotivation von Paaren sind alle Expertinnen sich darin einig, dass Paare aufgrund eines Auslösers, der ganz unterschiedlicher Art sein kann, Paartherapie aufsuchen, um Entlastung zu erfahren. (zu 2) Die Rolle und Aufgaben des Therapeuten in der Paartherapie werden von den Expertinnen ähnlich wie für die in der Einzel- und Gruppentherapie gesehen, müssen aber in den paartherapeutischen Kontext gesetzt und die Dynamik des Paares muss beachtet werden. Kontroverse Einschätzungen bestehen darüber, ob es notwendig ist, dass die Paartherapie von einem Therapeutenpaar durchgeführt wird, um ein geschlechtsbezogenes Machtgleichgewicht in der therapeutischen Beziehung zum Paar zu ermöglichen. (zu 3) Die Entscheidung über die konkrete Gestaltung der Paartherapie (Frequenz der Termine, Kombination von Einzel- und Paartherapie, Dauer der Behandlung) hängt sowohl von der Arbeitsweise der KBT-Therapeutin als auch den jeweiligen Bedürfnissen und Möglichkeiten des Paares ab. Es erfolgt ein therapiephasen-spezifisches Vorgehen, wobei eine Orientierungs-, eine Prozess- und eine Abschlussphase mit jeweils unterschiedlichen therapeutischen Zielsetzungen und Schwerpunkten unterschieden werden können. (zu 4) Die Expertinnen beziehen sich in ihrem paartherapeutischen Vorgehen vor allem auf die theoretischen Modelle, die der KBT zugrunde liegen (psychodynamische und entwicklungspsychologische Theorien, Gestaltkreis-Theorie). Hinsichtlich spezifischer Merkmale der Paarbeziehung wird aber aufgrund fehlender theoretischer Modelle in der KBT auch Bezug auf andere therapeutische Theorien, z.B. der systemischen Therapie oder Sexualtherapie, genommen. (zu 5) Es wird eine große Bandbreite von Themen, die in der KBT-spezifischen Paartherapie vorkommen, aufgeführt und dargestellt, wie diese mit KBT-Angeboten therapeutisch bearbeitet werden. Die KBT weist mit folgenden Merkmalen ihrer Methodik Vorteile für die Paartherapie auf: Es wird stark interaktionell gearbeitet. Der symbolische Ausdruck sowie die Arbeit mit szenischen Gestaltungen eröffnen andere Kommunikations- und Erfahrungsebenen. Der therapeutisch gezielt eingesetzte Wechsel von der sprachlichen zur non-verbalen Ebene und umgekehrt ermöglicht eine situativ angepasste Förderung des therapeutischen Prozesses. Zudem bewähren sich Psychoedukation, therapeutische Hausaufgaben und Verträge als nicht-spezifische KBT-Methoden in der Paartherapie. Defizite in der KBT bezüglich der Paartherapie werden von den Expertinnen in Hinblick auf die therapeutische Gesprächsführung und sexualtherapeutische Fragestellungen benannt.

Anmerkung
Von der Autorin werden Limitationen der Studie diskutiert. Dabei wird darauf hingewiesen, dass eine männliche Perspektive auf das Thema fehlen würde, da nur KBT-Therapeutinnen für die Expertendiskussion gefunden werden konnten. Offen bleibt, weshalb sich die Autorin für die Gruppendiskussion und nicht das Einzelinterview als Form der Expertenbefragung entschieden hat. Im Sinne der theoriegenerierenden Zielsetzung der Studie fließen die Ergebnisse der Expertinnenbefragung im Diskussionsteil der Arbeit unter Berücksichtigung theoretischer und praktischer bzw. methodischer Aspekte in eine Konzeption einer KBT-spezifischen Paartherapie ein. Die Spezifität stellt sich dabei weniger in einem besonderen (theoretischen) Verständnis von dem dar, wodurch Störungen in Paarbeziehungen gekennzeichnet sind, sondern durch eine spezifische Praxeologie und damit verbundene therapeutische Methodik.