Konzentrative Bewegungstherapie für Menschen mit körperlicher Behinderung. Eine qualitative Untersuchung zur Anwendbarkeit der Konzentrativen Bewegungstherapie für Menschen mit körperlicher Behinderung. Unveröffentlichte Master Thesis, Department für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Donau-Universität Krems. Zugriff am 06.7.2017 unter http://webthesis.donau-uni.ac.at/thesen/90764.pdf. [In gekürzter Form veröffentlicht: Jedletzberger, M. (2017). KBT® für Menschen mit Behinderung. Konzentrative Bewegungstherapie, 47, 59-63.]

Fragestellung / Hypothesen
(1) Ist KBT bei Menschen mit einer Körperbehinderung anwendbar und wenn ja, in welcher Form? (2) Welche Möglichkeiten hat die KBT in der therapeutischen Arbeit mit diesen Menschen? (3) Welche Grenzen ergeben sich durch das besondere Augenmerk auf Körperwahrnehmung und die damit verbundenen Emotionen und Gedanken?

Stichprobe
Fünf KBT-Therapeuten (keine Angabe zur Geschlechtsverteilung), die zwischen 4 und 33 Jahren Berufserfahrung in der Arbeit mit körperbehinderten Menschen haben.

Untersuchungsdesign
Expertenbefragung in Form eines Einzelinterviews.

Datenerhebungsverfahren
Leitfadenbasiertes halbstandardisiertes problemzentriertes Interview.

Datenauswertungsverfahren
Qualitative Inhaltsanalyse gemäß Mayring (2010): Die Interviews wurden zunächst transkribiert, dann wurden die einzelnen Sätze paraphrasiert, generalisiert und theoriegeleiteten induktiv gebildeten Kategorien zugeordnet.

Ergebnis
Es wurden sieben Kategorien entwickelt: (1) Formen der Behinderung, (2) Konsequenzen aus der Behinderung, (3) inhaltliche Themen der Therapie, (4) verwendete KBT-Elemente, (5) Beziehungsaufbau und Erhalt, (6) Umgang des Therapeuten bzw. der Therapeutin mit sich selbst, (7) Wirkung (Nutzen) der KBT. Die letzten drei Kategorien erwiesen sich aber nicht als spezifisch für die KBT mit behinderten Menschen. Die Analyse der Aussagen, die in den jeweiligen Kategorien zusammengefasst wurden, führt zur folgenden Beantwortung der drei Forschungsfragen: (zu 1) Die KBT bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, um mit behinderten Menschen zu arbeiten. Das Setting und therapeutische Vorgehen kann angepasst werden, um mit den jeweiligen Einschränkungen (wie begrenzte Bewegungsmöglichkeiten, eingeschränkte Körperempfindung, Beschränkung der Möglichkeit zur Berührung, eingeschränkte körperliche Eigenpflege und eingeschränkte Autonomie) umzugehen. (zu 2) Ausgangspunkt des therapeutischen Handelns ist das Phänomen. Von dort aus lässt sich prinzipiell die ganze Bandbreite der praktischen Methoden und Arbeitsweisen der KBT nutzen. (zu 3) Grenzen der Anwendungsmöglichkeit bestimmter KBT-Elemente bestehen in Abhängigkeit von der Art der Behinderung, nicht aber in der Anwendung der KBT an sich.

Anmerkung
Die inhaltsanalytischen Einzelschritte werden anhand von Beispielen einzelner Aussagen der Experten in den Interviews erläutert; die vollständigen transkribierten Interviews liegen der Masterthese als CD anbei. In der Masterthese wird – anders als in der Veröffentlichung in der Zeitschrift – nicht ersichtlich, dass die von den Experten behandelten Patienten mit körperlicher Behinderung ein explizites psychotherapeutisches Anliegen hatten. Es werden keine Angaben dazu gemacht, mit welcher Häufigkeit sich Aussagen zu den einzelnen Kategorien ergaben, so dass offen bleibt, in welchem Ausmaß einzelne Themenbereiche in den Interviews präsent waren. Ebenfalls findet sich keine methodenbezogene Diskussion der Ergebnisse (z.B. in Hinblick auf die inhaltsanalytischen Gütekriterien), die für Forschungsarbeiten obligat ist.