Bewegungstherapie bei Patienten mit psychischen Störungen: Eine Verlaufsstudie. In F. Lamprecht & R. Johnen (Hrsg.), Salutogenese. Ein neues Konzept in der Psychosomatik? (S. 536-543). Frankfurt a.M.: VAS.

Fragestellung / Hypothesen
Profitieren Patienten einer psychiatrischen Klinik von der Teilnahme an einer Bewegungstherapie-Gruppe, die u.a. mit Elementen der Konzentrativen Bewegungstherapie und des Sensory Awareness nach Selver arbeitet? Ergeben sich unterschiedliche Effekte für zwei diagnostische Gruppen (depressive vs. neurotische Patienten)?

Stichprobe
70 Patienten (69% Frauen) einer psychiatrischen Klinik (53% depressive Störungen, 39% neurotische Störungen, 3% manische Episode, 6% schizophrene Störungen), von denen 38 mindestens fünfmal an der Bewegungstherapie-Gruppe teilnahmen.

Untersuchungsdesign
Quasi-experimentelles Design mit Prä- und Post- (nach durchschnittlich 29 Tagen) Messung.

Datenerhebungsverfahren
Prä-Post-Messung mit dem Fragebogen zur Beurteilung des eigenen Körpers (FBeK; Strauß & Richter-Appelt, 1995), der Befindlichkeitsskala (Bf-S; Zerssen, 1976a), der Beschwerden- Liste (B-L; Zerssen, 1976b), der Fragebogen zum körperbezogenen Locus of Control (KLC; Mrazek, 1989) sowie dem Beeinträchtigungsschwere-Score (BSS; Schepank, 1995).

Datenauswertungsverfahren
Inferenzstatistische Auswertung.

Ergebnis
Im Vergleich zu den Patienten, die nicht an der Bewegungstherapie-Gruppe teilgenommen haben, zeigt sich bei deren Teilnehmern eine signifikante Besserung der Allgemeinbefindlichkeit (Bf-S), der Beschwerden (B-L) und ein Rückgang von körperbezogener Unsicherheit und Missempfinden (FBeK). Unabhängig von der Teilnahme an der Bewegungstherapie-Gruppe lässt sich bei allen Patienten eine Zunahme körperbezogener Attraktivität und Selbstvertrauen (FBeK) und eine Abnahme körperbezogener Kontrollüberzeugungen (KLC) nachweisen. Teilnehmer und Nicht- Teilnehmer unterscheiden sich nicht hinsichtlich der Abnahme des durch die Ärzte beurteilten Störungsschweregrads (BSS), der in beiden Gruppen in gleicher Ausprägung abnimmt. Zwischen depressiv und neurotisch gestörten Teilnehmern der Bewegungstherapie-Gruppe ergeben sich keine Unterschiede.

Anmerkung
Die Bewegungstherapie-Teilnehmer sind gegenüber den Nicht-Teilnehmer weniger stark beeinträchtigt (zu weiteren soziodemographischen und behandlungsbezogenen Unterschieden siehe Weber & Haltenhof, 1999).

pdfDAKBT_Weber_Haltenhof_Combecher_Blankenburg_1994.pdf