Gedenkfeier

Rose Brand, Lehrbeauftragte im DAKBT, ist im Februar 2013 verstorben. Auf der Jahrestagung des DAKBT in Hattingen im November 2013 fand eine Gedenkfeier statt. Ehemalige Schülerinnen von Rose Brand erinnerten sich gemeinsam. Die folgenden Texte sind Rose Brand gewidmet.

Rose Brand wurde am 21.5.1925 geboren und ist im Alter von 87 Jahren am 20.2.2013 in Essen gestorben. Von 1981an war sie als Lehrbeauftragte im DAKBT tätig und hat viele KBT-lerInnen in NRW ausgebildet.

Rose Brand

Rose war für uns alle, die von und mit ihr lernten, ein besonderer Mensch. Als Lehrende verkörperte sie die KBT-Methode in ihrer Denk und Ausdrucksweise. Vor allem beeindruckte sie durch ihre sprachliche Begleitung der Körperarbeit. Wie sie feinsinnig und differenziert anatomische und leib-seelische Zusammenhänge benannte und dadurch neue Erlebnismöglichkeiten eröffnete, hat viele von uns in unserer therapeutischen Arbeit geprägt. Sie schien dabei mit jedem Knöchelchen verbunden zu sein. Ich sehe sie noch vor mir, wie sie durch den Raum ging, aufnehmend, offen für die Bewegungen der Gruppenteilnehmer und gleichzeitig hoch konzentriert, fast introvertiert aus dem inneren Erleben schöpfend. Ohne Rose Brand wäre ich wohl nie Lehrbeauftragte geworden. Sie hat mich ermutigt und gefördert. Ich erlebte sie offen, großzügig im Teilen ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten und mit einem freundlichen manchmal recht trockenen Humor, mit dem sie auch zu eigenen Schwächen stand. Sie gehörte nicht zu den konfrontativen Therapeuten, konnte uns aber in offener Antwort gut zum eigenen Selbst weisen. Ich bin froh, dass ich von ihr lernen durfte und sie mich ein Stück meines Weges begleitete.

Evelyn Schmidt


Mit Rose Brand verbinde ich:

„I am not perfect, but some parts of me are excellent". Diesen wunderbar stimmigen, leicht ironisch selbstkritischen Satz, hat sie vor 30 Jahren mir und den anderen Teilnehmerinnen ihrer 2. KBT-Weiterbildungsgruppe vorab als Selbsteinschätzung ihrer Person zugeschickt mit der Adressliste. Ja, und genau so habe ich sie dann als Gruppenleiterin auch erlebt:

Excellent war ihre Genauigkeit, ihre klar strukturierte Anleitung der KBT-Körperwahrnehmungs-Angebote, verbunden mit einer außergewöhnlichen Feinfühligkeit, auch in ihrer sprachlichen Formulierungskunst. Ihre Authentizität und einfühlsame Art, äußere Bewegung und innere, emotionale Prozesse anzuregen und zu begleiten, hat mich nachhaltig geprägt und mich gelehrt, sowohl kranke, wie „normal neurotische" Menschen in verschiedenen Lebensphasen, zu einer achtsamen, wachen und lebendigen Wahrnehmung des Leib-Seele-Geschehen hinführen zu können.

Not so perfect erlebte ich sie damals im Umgang mit Aggressionen. Ein augenfälliges Beispiel dafür war, in meinem Erleben, der in Zeitungspapier eingehüllte und dann umhäkelte Backstein, auf den sie so stolz war. Sie wollte schützen und schonen. Ich empfand die Umhüllung jedoch als Ausdruck für Beschönigung harter Tatsachen und als eine weibliche Form von Verschleierungstaktik. Eigene Stärken zu entfalten und um eigene Schwächen zu wissen, war und ist ein gutes Vermächtnis für die therapeutische Arbeit. In diesem Sinne danke ich Rose sehr für ihr reiches KBT-Erbe, was in mir und anderen weiter gewirkt hat und lebendig ist.

Renate Meyer


Ich verbinde mit Rose Brand eine Phase der intensiven, differenzierten „Körperarbeit", die mich und die anderen „KBT-Kinder" in Roses erster Weiterbildungsgruppe vertraut machte, mit uns selbst und dem „ABC" der KBT. Sprachlich formulierte sie ihre Angebote sowohl feinfühlig, bildhaft als durchaus auch kraft- und humorvoll. (z.B. sich Erfahrungen einzuverleiben, könne für uns sein wie „ein Schluck aus der Pulle", so nahrhaft und sinnlich.) Sie machte die Verbindung von äußerer Bewegung hin zu innerer Bedeutung und Sinnhaftigkeit erfahrbar. Dabei war die von ihr oft genutzte Jung´sche Bildsprache besonders eindrücklich für mich.

Ich fühlte mich immer von ihr liebevoll unterstützt und ermutigt, neue Schritte zu wagen, z.B. in unbekannte berufliche Felder. Später unterstützte sie meine therapeutische Arbeit in der von ihr und Brigitte Urban entwickelten besonderen Form der KBT-Supervision. Bis ganz zuletzt war sie an der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung ihren ehemaligen Schülerinnen interessiert. Bei gelegentlichen Besuchen im Altenheim musste ich ihr davon berichten.

Beeindruckend war, mit welcher großen Disziplin, aber auch feinen Humor sie auf ihre eigenen körperlichen Beschwerden reagierte. Ich denke dankbar an Rose und den durch sie vermittelten „Schatz" an Erfahrungen.

Doris Werner


Wenn ich an Rose Brand denke, erinnere ich mich an Ihre unnachahmliche Sprache, Sätze, die mir oft in den Sinn kommen. „Erwartungen und Vorstellungen loslassen" oder als Beruhigung im Umgang mit Schmerz: „Das Sanfte geht durch Holz und Stein." Unvergesslich Ihre Begleitung zur Atmung. Wer hatte sich bis dahin schon einmal bewusst „satt gedehnt"? oder „versucht mit dem Steißbein zu wedeln". Wenn ich an Rose denke,kommt mir Ihre Arbeitsweise in den Sinn, die sich in Ihrer Bemerkung bestätigte: „KG ist Klavierspielen, KBT hingegen Orgelspielen." So habe ich sie in Erinnerung als Orgelspielerin, alle Register ziehend in der Leibarbeit. Beeindruckend war einerseits ihr Wissen und Interesse an anatomischen Gegebenheiten und andererseits ihr Interesse und Respekt für jeden von uns. Ihren Witz und ihre Erfindungslust hat sie an mich und unsere Gruppe weitergegeben und hat dabei ein dankbares Echo in uns ausgelöst. Wenn ich an Rose denke, bin ich dankbar für Ihre Vermittlung eines soliden Handwerks, für ihr Dasein in schmerzhaften Augenblicken. Als mir später der harte Wind in den Therapiegruppen um die Nase wehte, wurde mir deutlich, wie wir in unserer Ausbildungsgruppe durch Roses unnachahmliche Art „auf Rosen gebettet" waren - nicht nur aber auch. Was bleibt, ist ein inneres Lächeln als Abschiedsgeschenk, ein inneres dankbares Lächeln, wenn ich an Rose denke.

Katrin Paehler


Auf der Suche nach einer Körpertherapeutin kam ich 1980 zu Rose Brand in ihre privat organisierte Selbsterfahrungsgruppe. Anschließend nahm ich teil an ihrer 1. KBT-Weiterbildungsgruppe im Pilgerheim in Neviges.

Von Rose habe ich die gründliche, ruhige Körperwahrnehmungsarbeit immer in Erinnerung, aber auch Anleitung zu intensiver Partnerarbeit in der Gruppe ohne Berührungsscheu. Ich erlebte Rose dabei als zart und vorsichtig mit sich und anderen, aber auch mit einem harten Kern von Selbstdisziplin und Forderungen an sich. Sie hatte eine empfindliche Gesundheit und kam manchmal in den Gruppenstunden an ihre eigenen gesundheitlichen Grenzen, was jedoch nicht zum Pausieren oder Abbruch des Wochenendes führte, sondern sie kam am nächsten Morgen wieder zur Weiterarbeit mit einem dicken Schaffell für sich selbst als wärmende Unterstützung.

In der therapeutischen Arbeit habe ich sehr von ihrem und Brigitte Urbans Supervisionskonzept profitiert: sehr strukturiert lernten wir, unsere Patientenerfahrungen darzustellen bzw. in der Gruppe aufzunehmen: was habe ich gehört, gesehen, körperlich empfunden, welche Bewegungsimpulse und Phantasien tauchten auf? Im Handlungsteil der KBT-Supervision erprobten wir miteinander, die verschiedenen Aspekte des Patienten leibhaftig werden zu lassen mit allem Extremen von kraftvoll bis zart. Aus Roses vier Weiterbildungsgruppen ist ein treuer Stamm von KBTlerinnen erwachsen, die der Methode über die Jahrzehnte treu geblieben sind und sich im Arbeitskreis Rheinland seit 30 Jahren treffen.

Karin Schreiber-Willnow


In meinen Erinnerungen an Rose erscheint als erstes das Bild einer kühlwirkenden, weißhaarigen Dame mit perfekter Frisur. Sie geht sehr aufrecht und bewegt sich immer in adretter, farblich fantastisch aufeinander abgestimmter Kleidung, ob das im Gruppenraum war, mit uns arbeitend oder draußen spazierengehend. Im Kontakt mit Rose in der KBT – Gruppe spürte ich dann sofort eine echte Warmherzigkeit und konzentrierte Zuwendung, egal wie schlecht es ihr manchmal körperlich selbst ging.

Rose hat mich die unschätzbaren KBT–Basiselemente gelehrt, mich als KG die vielfältige, bewusstere Art des Berührens erleben lassen und ebenfalls die nötige Distanz zum Gegenüber erfahren lassen, als Schutz für mich als Therapeutin in der manchmal sehr stark entstehenden Nähe therapeutischer Beziehungen.

In meiner nun auch schon 25 jährige KBT–Arbeit, begegnete mir Rose u.a. innerlich oft mit ihrem wichtigen Hinweis des Innehaltens!!
Rose, es sei hier öffentlich gesagt. - ich danke Dir!!
Du lebst in mir weiter über Deinen irdischen Tod hinaus, hast verdammt gute Spuren hinterlassen!


Monika Boes