Helmuth Stolze zum Gedenken

Am 23. Dezember 2004 ist unser Ehrenmitglied Prof. Dr. med. Helmuth Stolze im 88. Lebensjahr gestorben. Vom Ausbruch seiner schweren Erkrankung bis zu seinem Tod verblieben ihm nur wenige Monate. Ohne lebensverlängernde medizinische Maßnahmen in Anspruch zu nehmen, vollendete er in dieser Zeit in vorbildlicher Weise seinen letzten Lebensabschnitt, unterstützt von seiner Frau und seinen Töchtern. Freunde und Bekannte ließ er in einem Brief an seinen Gedanken teilhaben, die ihn in dieser Abschiedszeit bewegten. Die KBT möge „auf dem Weg bleiben“ waren Helmuth Stolzes letzten Wünsche. die wir mit seinen Grüßen erhalten haben. Über ein halbes Jahrhundert hat der Begründer und Namensgeber der Konzentrativen Bewegungstherapie daran mitgewirkt, dass die Methode „auf dem Weg bleibt“.

In seinem Buch “Das Obere Kreuz“, das 1953 erschien, beschäftigte sich Helmuth Stolze mit den Fragen der Körperlichkeit in der Psychotherapie. ln dieser Zeit trat er auch über seinen Kollegen J. E. Meyer mit Gertrud Heller, einer Schülerin Elsa Gindlers, in Verbindung und lernte ihre Arbeitsweise in einem Kurs in München kennen. Er setzte damit einen Weg fort, der im Münchener Kreis unter G. R. Heyer und Lucy Heyer-Grothe seinen Anfang genommen hatte, nämlich die Bewegung in die Psychotherapie einzuführen. In seiner Praxis begann Helmuth Stolze mit seinen Patienten zu „hellern“, wie es damals üblich war, die Anwendung der Heller-Methode zu nennen, und gibt 1955 selbst schon einführende Kurse. Dabei lernte er auch in einem Kollegenkreis Ursula Kost kennen. lm gleichen Jahr besuchte Helmuth Stolze Elsa Gindler in Berlin und hielt bis zu ihrem Tod 1961 den Kontakt aufrecht. Auf den Lindauer Psychotherapiewochen berichtete H. Stolze in einem Vortragüber seine vierjährige Tätigkeit mit der Methode und gab ihr den vorläufigen Namen „Konzentrative Bewegungstherapie“. Ab diesem Zeitpunkt sorgte er als Leiter der Lindauer Psychotherapie-Wochen dafür, dass auf allen Tagungen, KBT-Kurse angeboten wurden, zunächst durch ihn selbst in Zusammenarbeit mit Gertrud Heller oder Christine Gräff und später mit Miriam Goldberg.

Der Kreis der Hinzugekommenen wurde durch Stolzes Vorträge und seine Kursarbeit, sowie die seiner Schüler stetig größer. In der psychotherapeutischen Klinik in Freiburg vertrat seit 1958 Christine Gräff die Methode, Ursula Kost in Ärztegruppen in Tübingen und Kirchberg, Anne Henning in Stuttgart, Lucie Lentz in Lenggries und Erich Franzke irn Kliniksetting in Freiburg. Um die Methode lehr- und lernbar zu machen, gründete Ursula Kost 1975 den Deutschen Arbeitskreis für Konzentrative Bewegungstherapie (DAKBT). 1984 lieferte Helmuth Stolze als Herausgeber bisher erschienener Arbeiten und Vorträge. einen wichtigen Beitrag mit dem Buch „Die Konzentrative Bewegungstherapie". das 1989 in seiner 2. Aufl. und 2002 in der 3. erweiterten Auflage im Springer Verlag erschienen ist.

Das Erbe, das wir von ihm antreten, ist angereichert mit vielen wertvollen Schriften und Vorträgen. Was wir dem Goetheaner zu verdanken haben, ist nicht nur sein oft hörbar gewordener Schatz an Goethe Zitaten, sondern auch seine mahnenden Worte, nicht den Praxisbezug zu verlieren und sich nicht in Reglements zu verzetteln. Viele von uns haben ihm persönlich viel zu verdanken. Für unseren Verein war er in entscheidenden Phasen zur Stelle und setzte sich in verschiedenen Gremien für die Anerkennung der KBT ein. So wie er der KBT den Namen gegeben hat, wird sein Name immer mit der KBT verbunden bleiben.

Wir danken ihm für seine Wegbegleitung und werden ihn in guter Erinnerung behalten.

Christine Gräff