Am 28. Juni 2020 starb Prof. Dr. Dr. Horst Kächele im Alter von 76 Jahren. Seine Familie war bei ihm. Die großen Verdienste von Prof. Kächele für die psychoanalytische und wissenschaftliche Welt können andere besser würdigen als ich: Frau Prof. Dr. Leuzinger-Bohleber bezeichnet ihn in einem Nachruf als Marathonläufer der Psychotherapieforschung. Prof. Kächele als stets freier, kritischer und manchmal wilder Geist war immer offen für andere Methoden der Psychotherapie jenseits der Richtlinien-Verfahren, so auch für die Konzentrative Bewegungstherapie. 

1997 kam auf Betreiben der KBT-Kollegin und Mitarbeiterin von Prof. Kächele, Susanne Wiede, und Sylvia Keller-Kropp, damals im Vorstand des DAKBT e.V. ein Treffen mit Prof. Kächele zu Stande, an dem auch ich teilnahm. Prof. Kächele war zu dieser Zeit ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Ulm und empfing uns in seinem Büro im Hochsträß. Er trug edle Schuhe und einen feinen Anzug und erklärte uns, wie Forschung und KBT gehen könnte. Wir KBT-Praktiker*innen waren tief beeindruckt und mit unserer Performance nicht wirklich zufrieden und waren sehr erleichtert, dass kurze Zeit später die Planung für die 1. KBT-Forschungswerkstatt stand.

Prof. Kächele hatte für uns mit Prof. Bernhard Strauss, Prof. Volker Tschuschke und Prof. Jürgen Eckert hochkarätige Referenten gewonnen und stellte uns die Räumlichkeiten der ehemaligen Hochschule für Gestaltung am Ulmer Hochsträß zur Verfügung. Als im Januar 1998 die 1. KBT-Forschungswerkstatt stattfand, erkannte ich Prof. Kächele zuerst nicht wieder: Er trug ein altes Sakko, die Haare standen in alle Richtungen und er war äußerst missgelaunt. Das war für uns nicht einfach auszuhalten, aber gerade das machte Prof. Kächele zu einem zutiefst authentischen Menschen. Prof. Kächele lehrte uns unermüdlich, manchmal ungeduldig, aber immer warmherzig den Unterschied zwischen klinischen und wissenschaftlichen Debatten. Es kam zur Gründung der KBT-Forschungsgruppe und mit Dr. Karin Schreiber-Willnow, Dr. Anke Hamacher-Erbguth, Prof. Dr. Klaus-Peter Seidler und Martin Pfäfflin (später Alexandra Epner und Swantje Grützmacher) übernahmen geeignetere Köpfe das Projekt und wir Praktiker*innen konnten uns aus der Organisation zurückziehen. 

Für die KBT und den DAKBT e.V. war es der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Zwischen 1998 und 2018 fand jährlich im Frühjahr die Forschungstagung des DAKBT statt. Hier wurden Methoden zur Erforschung der KBT als Therapieverfahren erarbeitet sowie empirische Untersuchungen zur KBT vorgestellt. Die Werkstatt stellte ein Forum dar für den Austausch zwischen Wissenschaftler*innen und praktizierenden KBT-Therapeut* innen. 2004 endete nach 6 Jahren die Forschungswerkstatt in Ulm: Wieder war Prof. Kächeles kantige Seite ein Motor für unsere Entwicklung – er teilte mit, dass wir nun erwachsen seien und uns einen neuen Platz für die Forschungswerkstatt suchen sollten, den wir dann an der Rhein-Klinik in Bad Honnef fanden. Bei der 15. KBT-Forschungswerkstatt 2013 war Prof. Kächele ein letztes Mal als Referent bei uns. Die Ankündigung lässt noch heute schmunzeln: „Horst Kächele wird uns auf seine ganz eigene Art darüber aufklären, was einen guten Therapeuten ausmacht.“ Die KBT verliert mit Prof. Kächele einen wohlwollenden, fordernden und kritischen Mentor! Wir danken ihm von Herzen! 

Ravensburg, 30.06.20

Roland Brückl
Lehrbeauftragter und Supervisor für KBT
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